Good Charlotte und „Generation RX“: Wie gewohnt und doch anders

Mit ihrem siebten Album überraschen Good Charlotte wenig, schließen aber perfekt an den Vorgänger „Youth Authority“ an.

Good Charlotte  ̶  eine der Pop-Punk-Bands der 00er Jahre. Aber die Band hat sich schnell entwickelt, reiner Pop-Punk ist ihre Musik schon lange nicht mehr. Trotzdem bleiben sie unverkennbar Good Charlotte. Nicht zuletzt auch wegen der typischen, markanten, hohen und leicht nasalen Stimme der Frontmänner Joel und Benji Madden. Die beiden vorherigen Alben „Cardiology“ (2010) und „Youth Authority“ (2016) waren deutlich ruhiger als die Songs, mit denen die Amerikaner bekannt geworden waren. Mit ihrer neuesten Platte hauen sie jetzt wieder etwas mehr rein: Good Charlotte sind wieder lauter und schneller geworden.

Der Sound von „Generation RX“ schließt an die Vorgänger an und spinnt diesen mit zusätzlichen Gedanken fort, ohne dabei wie eine Neuauflage zu klingen. Zum ersten Mal in der Bandgeschichte wird sogar richtig ins Mikrofon geschrien. Elektronisch-angehauchte Elemente, die wir schon seit einigen Jahren von Good Charlotte kennen, sind natürlich auch wieder dabei. In gut 31 Minuten, verteilt auf neun Songs, präsentiert die Band aus Maryland eine Mischung aus Power Pop und Pop-Punk. Ganz schön kurz, könnte man meinen. „Qualität statt Quantität“, haben sich die Musiker anscheinend gedacht. Denn kein einziger Song enttäuscht.

Es beginnt mit dem Titelsong „Generation RX“: Ein langes Intro mit ruhigem „Uhhh“-Gesang, der etwas an Gospel erinnert. Schließlich kommt die Band um Joel Maddens Stimme hinzu, es wird schneller und dann ist der Song auch schon um. Nahezu übergangslos schließt sich „Self Help“ an, in dem dann auch tatsächlich geschrien wird. Es wird sehr schnell  ̶  ein krasser Unterschied zum ersten Track.

Neben dem für Good-Charlotte-Fans ungewohnten Schreien von Joel Madden spielt die Band noch mit weiteren neuen Elementen: Zum Beispiel Soundcollagen in „Better Demons“, in denen eingespielte Stimm-Samples über Kindesmissbrauch reden. „Cold Song“ klingt dank der schweren Klavierakkorde zunächst wie eine Ballade, doch der Schein trügt. Aus der vermeintlichen Ballade wird ein Rocksong. Durchgehend ruhige Tracks sind auf „Generation RX“ also nicht zu finden. Aber in 31 Minuten braucht man ja auch eine Verschnaufpause.

Das Album endet mit dem fröhlich gespielten „California (The Way I Say I Love You)“ und für die Band ungewohnt heiteren Gitarrenmelodien. Auch das ist wieder ein Zeichen dafür, dass Good Charlotte zwischen dem Altbekannten Neues einfließen lassen. Letztendlich ein gelungenes Album, bei dem es nicht langweilig wird und das alle Erwartungen, die man seit den letzten Alben so haben mag, erfüllt.

Fazit

7
Wertung

Good Charlotte waren eine wichtige Band für mein Teenie-Ich und deswegen freue ich mich umso mehr, dass sie sich mit „Generation RX“ treu bleiben, aber trotzdem keinen Abklatsch früherer Alben produzieren. Eine deutliche Steigerung zum Vorgänger „Youth Authority“.

Lara Teschers
7.3
Wertung

Der Spagat zwischen Mainstream-Sound und roughen Passagen ist ein Traum für Fans aus den guten alten Zeiten. Allerdings ist das Werk mit 31 Minuten ein bisschen kurz geraten – solide 31, aber zwei bis drei Songs hätten das Album-Erlebnis noch abgerundet.

Miriam Rhein