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Ghost und "Prequelle": Mehr als nur Metal

Ghost sind zurück! Wenn man das so nennen kann. Von der ursprünglichen Besetzung ist nämlich nichts mehr übrig. Stören tut das wenig.

Ist das noch Thrash Metal? Nicht nur. „Prequelle“ ist viel mehr. Den ganzen Einflüssen und Genres, die auf diesem Album bedient werden, würde es nicht gerecht werden, wenn man sie simpel als Thrash abstempeln würde. Trotzdem ist dieser ein erster Eckpfeiler, um sich auf diesem Album zurecht zu finden. So hätten es Ghost zumindest gerne, doch die Einflüsse des Glam Metal sind nicht zu leugnen. Stellenweise sind es auch mehr als nur Einflüsse, so klingen „Dance Macabre“ und „Witch Image“ beinahe wie die guten alten Poison. Ist aber auch sehr passend, die haben sich auch stets als Thrash-Metal-Band verstanden. Aber das macht nichts, denn beide, Poison und Ghost, verstehen beide Handwerke sehr gut, Ghost vielleicht sogar etwas mehr. Die Schweden um Frontmann Tobias Forge alias Cardinal Copia liefern ein so fantastisches Gitarrenspiel ab, das sofort in Fleisch und Blut übergeht. Wobei es besonders in „Dance Macabre“ sehr unfair wäre, ausschließlich die Gitarren hervorzuheben, da dieses Stück einfach insgesamt rund ist. Auch durch den Gesang, der sofort ins Ohr geht, aber ohne die Aufdringlichkeit eines billigen Ohrwurms.

Aber auch mit Ohrwürmern können Ghost problemlos aufwarten. Da wäre zum einen „Rats“, das mit einem großen Musikvideo daherkommt. Endlich mal wieder ein Clip, bei dem man sieht, dass da jemand Geld in die Hand genommen hat, um etwas auf die Beine zu stellen. Und das hat funktioniert! Die kleine Hommmage an „Thriller“ passt so perfekt zu diesem düsteren Sound, der mit Background-Chants à la „Whoaoao“ auskommt. Und so nervig das auch oft klingt, hier schlägt es ein wie eine Bombe.

Genau wie das darauffolgende „Faith“. Jedoch ist hier die Detonation deutlich höher. Zumindest zu Beginn. So wird das Intro mit dem düsteren Riff von Gitarre, Bass und der brachialen Bassdrum vor den Anlagen dieser Welt für viel Gänsehaut sorgen. Das wunderlichste, aber wahrscheinlich auch beste Stück auf „Prequelle“ ist aber ein reines Instrumental. Der Anfang von „Miasma“ klingt mit seinem vordergründig gespielten Synthesizer erst mal wie der Menü-Thema eines 90er-Jahre-Kampfvideospiels. Bis es an Volumen und Kraft gewinnt, vom Kampfvideospiel hinfort zum Schlachtfeld. Getoppt wird das noch, als dann ein Saxophon einsetzt. Ein durch und durch gelungenes Stück, dass durch das Saxophonsolo zu regelrechter Perfektion reicht.

„Pro Memoria“ kommt mit seinen Geigen und seinem Piano dagegen recht getragen und geht in Richtung Symphonic Metal, gesanglich und textlich vielleicht einer der besten Songs der Platte, aber im großen und ganzen ist das dann doch zu langsam und nimmt zu viel Tempo aus der Geschichte. Zwar war der Track zuvor „Dance Macabre“ schon ruhiger und langsamer, aber hatte noch genug Schwung, der fehlt in „Pro Memoria“.

Die namenlosen Ghoule um Cardinal Copia zeigen sich vielseitig und auch etwas harmloser, weniger brachial. Aber genau das tut Ghost sehr gut und so ist „Prequelle“ einfach eine verdammt starke Platte.

Fazit

7.3
Wertung

Was für ein Instrumental! So ganz komme ich auf „Miasma“ noch nicht klar. Welcher geniale Kopf hat das geschrieben? Das stellt für mich das restliche Album fast komplett in den Schatten. Obwohl es durch und durch eine starke Platte ist, die man problemlos ohne zu skippen durchhören kann.

Moritz Zelkowicz