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Flash Forward und „Revolt“: Wieder mit sich selbst im Reinen

Dass ausgerechnet das Album mit dem Titel „Who We Are“ ein kleiner Flop geworden ist und hinter den Erwartungen zurückblieb, klingt in erster Linie etwas nach Charakterschwäche. Bei Flash Forward wurden Eingeständnisse gemacht, dass es besser geht. „Revolt“ ist der Beweis, dass das Trio aus Wesel viel mehr zu bieten hat.
Flash Forward Revolt Cover

Insgesamt wurden vier Singles vorab veröffentlicht, die den Weg der neuen Platte weisen sollten. In erster Linie offenbarten sie aber eines: Eine Vielfalt, die Flash Foward in dieser Größenordnung bisher nicht an den Tag gelegt hatten. „Deadline“ beispielsweise kommt sehr unspektakulär daher. Im Refrain komplett ohne Gitarre, nur ein gleichmäßiger Schlagzeugrhythmus und eine simple Basslinie. Kurz vor dem Refrain steigt dann auch die Gitarre mit ein, um die Dynamik nach oben zu treiben. Der Song kommt ohne signifikante Leitriffs aus, so wird mehr Platz für den Inhalt geschaffen, der auch sehr gut genutzt wird. „Deadline“, die Geschichte eines zeitgenössischen Sklaven, in dem sich wahrscheinlich sehr viele wiedererkennen.

Große Aufmerksamkeit gab es besonders für die erste Auskopplung, die auch den ersten von zwei Feature-Gästen des Albums präsentierte. In „Perfectionist“ bekommt das Trio Unterstützung von To The Rats And Wolves. Genau wie in „Deadline“ wird wieder auf große Riffs und Soli verzichtet, wobei die Musik auch hier trotzdem wieder tadellos ist. Der Text und sein Thema steht im Vordergrund, nämlich Schönheitswahn. Untermalt wird das mit einem wirklich krassen, aber zutiefst passenden Musikvideo, in dem sich die Band selbst auf die Schlachtbank der Schönheitschirurgie legt. Ganz großes Kino.

In „Payback“ wird’s dann eine ganze Spur härter, was in erster Linie an dem großartigen Gast liegt. Mit den 8kids werden zwei unterschiedliche Sounds perfekt verknüpft. Das praktische ist, dass beide Bands in ihrem Genre Gemeinsamkeiten aufweisen, die auf den ersten Blick überhaupt nicht auffallen. Die 8kids mit ihrem Hadcore-Pop, Flash Forward mit Pop-Punk, da kann man was draus machen, und sie machen das absolut Beste daraus. „Payback“ wirkt wie die natürliche Symbiose aus diesen beiden Sounds.

Allerdings können Flash Forward auf „Revolt“ nicht nur kritisch und nachdenklich, in „Kickstart“ wird’s nämlich romantisch. Ein Liebeslied, das mit seinem Charme und seinem Ohrwurmpotential Hymnencharakter aufweist. Garniert wurde „Kickstart“ mit einem schönen Video, das die Band auf ihrer Tour mit You Me At Six zeigt.

Es wird zwischenzeitlich auch ordentlich aufs Tempo gedrückt. „Chains“ packt die Punkkeule aus und lässt den Pop etwas außen vor. Aber irgendwie schaffen Flash Forward es trotz dieser rotzigen Härte, ihren poppigen Charme mit hineinspielen zu lassen, was nicht zuletzt auch auf die herausragende gesangliche Arbeit von Sänger und Gitarrist Stefan Weigel zurückzuführen ist. Eine Stimme, die den Punk- ebenso in sich trägt wie den Popcharakter, ohne dabei so langweilig gleich zu klingen wie viele andere Popsänger. Dieser Mix macht die Musik, trotz ihrer Härte, massentauglich. Es kann wirklich nur noch eine Frage der Zeit sein, bis diese Band einem breiteren Publikum auffällt.

Sie wollten es besser machen, sie haben es besser gemacht. Flash Forward schlagen auf „Revolt“ neue Wege ein und wagen ein paar Experimente, die auch vollkommen geglückt sind.

Fazit

8.5
Wertung

„Revolt“ schafft es zu begeistern und geht mehr Richtung Punk statt Pop, was leider, leider einige in diesem Genre nicht wagen. Flash Forward haben es gewagt und diese Richtung steht ihnen auch sehr viel besser zu Gesicht.

Moritz Zelkowicz
6.4
Wertung

Flash Forward tragen fahren mit ihren Punk-Anleihen in hymnischem Fahrwasser, in dem sich zum Beispiel auch die Blackout Problems bewegen könnten. Das funktioniert durchweg gut und wird mit Sicherheit seine Fans finden. Für eine echte Revolte ist die Band aber zu zahm.

Jakob Uhlig