Exklusiver Album-Stream: Jessica93 und „Guilty Species“ - Melancholischer Post-Punk aus Frankreich

Wenn Jessica93 euch noch kein Begriff ist, solltet ihr das schleunigst ändern. Hier könnt ihr exklusiv das Album bereits vor Release in voller Länge streamen und dessen eigentümlich hypnotischen Sound genießen.
Jessica93 Guilty Species Cover

Geoffroy Laporte aus Paris startete 2010 sein außergewöhnliches Soloprojekt unter dem Namen Jessica93. Mithilfe eines Drumcomputers, vorgefertigten Loops, Gitarre und Bass stand er bereits als Vorband von Grave Pleasures auf der Bühne und tourte mit anderen Gleichgesinnten durch Europa. Momentan erfährt Laporte durch Henri Adam (Bass), Eric Bricka (Guitars) und David Snug (Drum Machines / Cymbals) Unterstützung.

Der Sound von Jessica93 bewegt sich zwischen verschiedenen Genres: 80er Shoegazing, Wave- und Post-Punk-Anleihen sind besonders dominant und lassen einen düsteren, melancholisch-anmutigen Klang entstehen. Eingespielte Loops erschaffen hypnotische Melodien und ziehen die Hörerschaft in ihren Bann. Die wiederkehrenden Rhythmen und Riffs verweben sich zu einer atmosphärisch dichten Einheit, die zuweilen sogar psychodelische Züge annimmt.

Im Juni dieses Jahres veröffentlichte Jessica93 bereits vorab ein Video zum Song „R.I.P. IN PEACE“, in dem Kurt Cobain postum zu Jesus‘ Nachfolger erklärt wird. Genau wie die Instrumentalstimmen, wiederholen sich auch Großteile des Songtextes immer wieder. So werden die 4:42 Minuten mit lediglich elf Songzeilen bestritten, was der Qualität der Lyrics jedoch nicht schadet. Pointiert und zynisch besingt Laporte die Schöpfung der Erde und legt Gott im Refrain das resignierte Fazit in den Mund: „I always knew since the beginning,
You lil' fag' wouldn't last long“.

Geoff Laportes Gesang changiert mit Hilfe verschiedenster Effekte, wirkt jedoch immer als Ruhepol zum treibenden Beat. Flehend und verletzlich oder rau und anklagend, weit entfernt oder getragen und klar: Laportes Stimme wird zum Instrument und trägt entscheidend zum melancholisch-düsteren Sound des Albums bei. Die ausgewählten Gitarren-Soli sorgen dafür, dass die einzelnen Songs nicht bloß auf der Stelle treten. Als Hörerin oder Hörer des Albums fällt es dennoch schwer, nicht im Sound von Jessica93 verloren zu gehen. Was einerseits den Reiz der Lieder ausmacht, kann sich auch schnell in sein Gegenteil verkehren und als Eintönigkeit wahrgenommen werden. Ist man beim Hören nicht ganz bei der Sache, verschwimmen die einzelnen Songs ineinander und wirken wie eine nette Hintergrunduntermalung. Hat man jedoch die Muße, sich voll und ganz „Guilty Species“ zu widmen, kann Jessica93 seine fesselnde Kraft entfalten – und das lohnt sich.

Der exklusive Album-Stream

Fazit

6.4
Wertung

Jessica 93 liefern düsteren Post-Punk, der durch seine Einfachheit besticht und so schwermütig ist, dass man sich daheim im dunklen Zimmer mit dem Album einschließen möchte. Dort kommen die hypnotischen Songs dann richtig zu Geltung und man kann sich wunderbar im Sound des Albums treiben lassen. Wem der Sinn eher nach einem tanzbaren Stimmungsfeuerwerk steht, der wird „Guilty Species“ nicht viel abgewinnen können und sich an der Gleichförmigkeit der einzelnen Lieder stören.

Sarah Ebert
6.9
Wertung

In einer Liste mit den absurdesten Künstlernamen wäre Jessica93 sicher gut platziert, zum Glück macht die musikalische Seite des Projekts eine deutlich bessere Figur. "Guilty Species" wütet sich stellenweise herrlich dreckig durch seine Garage-lastigen Post-Punk-Mantras. Dem Album fehlt zwar einmal zu oft die konsequente Zielführung, der führende Weg ist aber bereits sicher geebnet.

Jakob Uhlig