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Enter Shikari und "The Spark": Die Eintönigkeit siegt

Auf ihrer fünften Platte schmusen die Trancecore-Veteranen Enter Shikari immer inniger mit poppigen Melodien. Das funktioniert eher mittelprächtig, ist aber trotzdem wohl nicht das größte Problem der Platte.
Enter Shikari The Spark Cover

Eine richtig klare Zielgruppe gab es für Enter Shikari wohl nie. Die Engländer waren mit ihrer deutlichen Electro-Dominanz viel zu untrve für richtig harte Metaller und gleichzeitig viel zu aggressiv für den gemeinen Radiohörer. Die enorme Popularität dieser Band lässt sich aber wohl genau durch diesen Umstand erklären. Beide Lager konnten sich auf den Sound dieses abgedrehten Quartetts einigen, und unheimlich genial konzipiert sind die meisten Enter-Shikari-Songs schließlich auch. Gerade auf der 2015 erschienenen Platte „The Mindsweep“ verstand es die Band sehr gut, all ihre Elemente zu einem gewagten, aber unheimlich stimmigen Potpourri zu vermischen. Und so fühlte sich die unheimliche Aggressions-Über-Hymne „Anaesthetist“ neben einer Tomorrowland-Brillanz-Ballade wie „Torn Apart“ ganz natürlich und fantastisch an.

Mit ihrer fünften Platte „The Spark“ kehren Enter Shikari davon aber urplötzlich ab und wollen nur noch einer Hälfte ihrer Fans gefallen: Der Pop-Fraktion. Frontmann Rou Reynolds lässt das Schreien nun fast vollständig sein und konzentriert sich nur noch auf seine watteweichen Ohrwurm-Melodien. Die sind mal mehr, mal weniger gut gelungen, und die beiden vorab veröffentlichten Singles machen hier tatsächlich die beste Figur. „Live Outside“ bleibt mit seinem schillernden Refrain sofort hängen, „Rabble Rouser“ weiß mit einem unheimlich coolen Gitarren-Groove zu überzeugen. Dagegen stehen aber auch Songs wie „Airfield“, das eher eine Pseudo-Ballade als ein wirklich gefühlvoller Track ist, oder „An Ode To Lost Jigsaw Pieces“, das zwar einen charmanten Text, aber kaum nennenswerte Ideen verfolgt.

Das Problem von „The Spark“ ist aber nicht einmal, dass die einzelnen Songs eher durchwachsen oder gar schlecht wären. Das sind sie nämlich eigentlich nicht. Die Platte krankt vielmehr an einem übergreifenden Spannungsbogen. Durch die ausschließliche Konzentration auf Pop-Songs kann das Album kaum rebellieren, Abwechslung oder Überraschung auslösen. Das wäre in Ordnung für eine Band, die ihr Genre konsequent ausspielt, ist aber viel zu wenig für eine, die sich immer durch das Sprengen von Gattungs-Grenzen ausgezeichnet hatte. So kann „The Spark“ sich kaum über das Mittelmaß retten – und das ist wirklich schade bei einer Band, die mehrfach bewiesen hat, dass sie das Potential besitzt, kommende Musiker-Generationen nachhaltig zu beeinflussen.

Fazit

5.3
Wertung

"The Spark" weiß durchaus mit einigen netten Songs aufzuwarten, ist in seiner Länge aber nicht variabel genug. So bleibt eine ordentliche Single-Sammlung, die als Album den Ansprüchen von Enter Shikari aber nicht genügen kann.

Jakob Uhlig