Criminal Body und ihre Debüt-EP: Das Genre ist tot, lang lebe das Geräusch!

Radikal geräuschreicher Elementeintopf, der schmeckt wie Hühnchen. Wieso Criminal Bodys Dolch in den Rücken des Genrebegriffs dennoch funktioniert? Wer zwischen allen Stühlen sitzt, kommt nicht zur Ruhe und Unruhe ist so etwas wie ein Intergenerationsgefühl.

Noise. Wave. Pop. Post-Punk. Aber auch Country, wenn man Criminal Bodys Profil glaubt. Es fallen einem leicht noch weitere irgendwie treffende Genrenamen ein. Denn Genre ist tot, wenn man Rou Reynolds von Enter Shikari Glauben schenkt. Und sich selbst nicht zuordnen wollen, ist Trend. Welchen Ton das nach der Band benannte Debütwerk der drei Münsteraner nun auch erzeugt, er ist angerichtet und delikat serviert mit: Geräusch.
Geräusche sind wohl der Dreh- und Angelpunkt dieser Platte. Denn sie werden gehört und Musik, die man nicht hören kann, ist keine. Gehört wurden die drei Herren die sich hinter Criminal Body verbergen jedoch schon länger. Als Münsteraner Hardcore-Trio ließ man unter dem Namen Jungbluth schon länger Deckenbalken bröckeln. Criminal Body bedienen sich der nach wie vor kratzigen Gitarren auf andere Art und Weise. Jede Menge Noise von klirrend kalt bis schrillend hell unterlegen das Gesamtstück mit sphärisch anmutender Ästhetik, dessen Ambiente an frühe Rocksounds erinnert, nur dass jedes Nebengeräusch ein Wunschkind ist. Getrieben werden die sechs Saiten von Indiebeats, wie man sie ähnlich von Joy Division bis hin zu den frühen Kraftklub-Alben kennt. Mal leichtfüßig, mal stampfend, Criminal Body stellen sich breit gefächert auf. Doch bevor man sich in ihrem effektbeladenen Geräuschuniversum allzu wohl fühlt, knurrt den Hörer ein unerwartet bissiger Bass an. Allerdings dauert es nicht lange, bis dieser von einer säuselnden aber bestimmt klingenden Stimme zurückgepfiffen wird. Aber die kann – wer hätte es gedacht – auch anders und verschafft sich zwischendurch auch mal lautstark und Mantra-artig Gehör.

Criminal Body erinnern an alles, oder zumindest vieles - und nichts. Eine Platte mit Kanten, da, wo sie hingehören, die sich geräuschtechnisch zwischen Indie-Bands der letzten 7 Jahre und Alienfilmen der späten 90er verorten lässt. An Biss ins Trommelfell mangelt es nicht. Doch es würde auch nicht verwundern, wenn Criminal Body aus Versehen in ihrem Noisyversum verschwinden, weil man Geräusche eben schnell aus der Aufmerksamkeitspanne herausschiebt. Wirklich auffällig ist jedoch, wie analog und handgemacht diese Platte von vorne bis hinten klingt.

Fazit

5
Wertung

Bewegen sich Criminal Body vermutlich absichtlich zwischen allen Stühlen und Schubladen, so fehlt auf Dauer die Markanz. Somit bleibt diese Platte eher etwas für den Hinter- oder Untergrund.

Merten Mederacke