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Baretta Love „s/t“ - Schau' mir in die Augen Kleines

Es gibt sie noch. Echte Charmeure. Baretta Love aus Berlin mixen auf ihrem Album teils antiquierte und moderne Rocksounds und versprühen dabei unheimlich viel Charme.

Es beginnt schon auf der Bühne oder für die, die Baretta Love noch nicht live gesehen haben, in einem Musikvideo. Genauer, in dem zu „Freezing Loneliness“. Denn der Blick, den Sänger und Gitarrist Fabian da seinen Zuschauern zuwirft, ist beinahe schon als unanständig zu beschreiben. Ein Schlafzimmerblick, wie ihn Elvis oder Humphrey Bogart nicht besser hätten präsentieren können. Dazu noch die hoch getragene Jazz-Gitarre, schon sind wir zurück in den 70ern. Damit wären wir auch direkt bei der allseits beliebten Kategorisierung des Genres. Und wieder einmal entzieht sich eine Band einer einfachen Unterteilung. Zum Glück. Denn es ist dieser an sich absurd klingende Mix aus Genres und deren im Wandel der Zeit verschwimmenden Strömungen, die dieses Album, diese Band, zu dem machen, was sie sind. Da ist Rock drin, Blues und garniert wird alles mit der richtigen Note Chaos, diesem bisschen Punk, der der Angelegenheit die nötigen Ecken und Kanten verleiht.

Man nehme gleich einmal das eingangs erwähnte „Freezing Loneliness“. Der langsame und ruhige Beginn lotst einen erst mal in eine vollkommen falsche Richtung. Doch die Strophe lässt auch nicht auf einen derart melodiösen Refrain schließen. Und trotz seiner Härte lässt sich auf eben diesen Refrain hervorragend Twist tanzen (vom Redakteur auf einem Konzert getestet und für gut befunden).

Gerade beim Hören mit geschlossenen Augen hört und sieht man vor dem inneren Auge parallelen zu Stars vergangener Tage, die man jedoch raffiniert verfeinert hat. Beim Genuss von „Heart Turned To Stone“ fallen einem bei den wechselnden Gesängen von Fabian und Phil durchaus Parallelen zu den Wechselgesängen von Pete Doherty und Carl Barât von den Libertines auf. Jedoch klingen Baretta Love dabei erwachsener als es die Libertines je tun werden. Auch wegen des hohen gesanglichen Niveaus, welches Fabi und Phil hier anbieten.

Erstaunlich ist die lange Zeit, die sich Baretta Love genommen haben. Sechs Jahre sind seit dem Debüt vergangen und ein Teil des Materials wurde schon vor vier Jahren aufgenommen und ins Live-Repertoire übernommen. So auch „Outstanding Call“. Ein Song, der so ähnlich auch von den Stones beispielsweise auf „Flashpoint“ hätte kommen können. Nur dass merkwürdigerweise ein leichter Schimmer Offspring über allem liegt, daher vielleicht doch nicht „Flashpoint“.

Insgesamt klingt dieses Album ziemlich britisch, denn auch „There Is A Pain Inside Your Rotten Body“ weist parallelen zu einer Band auf, garniert mit einer amerikanischen. Es erinnert ein wenig an Oasis, mit einem Hauch Ramones. Interessant ist, wie auch bei den anderen Tracks, dass der eigene Stempel so markant ist, dass man nach den Parallelen und Eckpfeilern wirklich suchen muss. Und das ist das Wundervolle an diesem Album. Dass es diesen Stempel gibt.

Das Trio aus Berlin macht auf ihrer Sophomore-Platte alles richtig und liegen auch vollkommen richtig damit, dass sie dieses richtungsweisende Album als Self Titled Album herausbringen. Und eins ist sicher: Dieses Album wird live noch besser kommen, besonders da es mit Fabi wieder diesen einen Charmebolzen gibt, der die Damen in der ersten Reihe in Ohnmacht fallen lässt.

Fazit

8.4
Wertung

Baretta Love machen mit diesem Mix aus eigentlich schon antiquierten Klängen und Punk so unglaublich viel Spaß. Und als kleine Vorwarnung: Wenn die Damen der ersten Reihe nicht in Ohnmacht fallen, ich werde es auf jeden Fall.

Moritz Zelkowicz
7.6
Wertung

Irgendwo zwischen The Clash und The Offspring erfreut mich Baretta Love mit herrlich frischen aber auch vermeintlich alten Klängen. Ein spaßiges Album für die ganze Familie!

Lucio Waßill