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Editorial: Musik und Umwelt

"Fridays For Future" hält die Welt in Bann, die Kulturszene bezieht Position - doch wie nachhaltig ist Musik hinter den großen Worten tatsächlich? Im Themenmonat "Musik und Umwelt" wollen wir uns diese Frage stellen.
Umwelt

Wer heutzutage völlig zurecht über die Verhinderung der Klimakatastrophe diskutiert, hat üblicherweise ein recht klar definiertes Feindbild: Fleischkonsum steht ebenso wie Autofahren auf der Abstrichliste. 2019 eroberte die Flugscham den Tourismus, ohne an den Flughäfen wirklich statistische Auffälligkeiten mit sich zu bringen. Menschen gehen auf die Straße und vereinen sich gegen die Politik. Es tut sich etwas in Deutschland und der Welt. Ein Ruck geht durch die Gesellschaft.

Eigentlich obskur, dass Teil dieser breit gefächerten Diskussion selten die Kulturbranche ist. Dabei müsste doch gerade die besonders oft gerügt werden. Die Bilder der riesigen Müllberge auf Major-Festivals sind mittlerweile fast alltäglich geworden. Schon kleine Bands können dank der gewachsenen Mobilität mittlerweile um die Welt touren und machen vom Flieger massiven Gebrauch, um dann auf fernen Kontinenten Clubshows vor 20 Leuten zu spielen. Die Produktionen großer Konzerte werden immer gewaltiger und pompöser - eine Rammstein-Show wirkt wie der plakative Gegenentwurf zu allen aktuellen Nachhaltigkeitsthesen. Aber wie viele andere Themen, die "Fridays For Future" angestoßen hat, ist eben auch der Blick auf die Musik ein emotionaler: Wir lassen uns ungern etwas madig machen, woran wir so sehr hängen. Gerade deswegen müssen wir aber unbedingt einen nüchternen Blick auf die Sache werfen.

Das haben wir in diesem Themenmonat im Dialog mit Menschen gemacht, die bereits etwas bewegen. Unter anderem trafen wir dabei Björn Hansen, den Mitveranstalter des Futur-II-Festivals in Hamburg. Das Event schreibt sich Nachhaltigkeit auf die Fahne, indem es unter anderem komplett autonom im Energiesektor agiert. Der Strom einer Bühne wird durch Solarkraft angetrieben, der Saft der anderen kommt aus Fahrrädern, die die Besucher antreiben. Außerdem trafen wir uns mit den Menschen von Homesick Merch, die direkt in Münster faire und nachhaltige Fanklamotten produzieren. Wir haben uns im Zuge dessen gefragt, was der Aspekt Merchandising in einer nachhaltigen Musikbranche bedeutet.

Im Rahmen des Themenmonats haben wir aber auch die Künstler selbst betrachtet. Moritz hat dafür auf den Fall Coldplay geschaut. Die Band machte kürzlich mit dem Verzicht auf eine Welttournee auf sich aufmerksam, der aus dem Willen zum Verzicht unnötiger Emissionen entstand. Wir wagen außerdem einen weiten Blick auf die künstlerische Auseinandersetzung mit Musik und Umwelt und listen zudem die besten Songs zu diesem Thema in einer Umwelt auf. Und weil es dazu auch genug Gegenbeispiele gibt, hat Felix es sich nicht nehmen lassen, auch die musikalisch ganz furchtbaren Seiten dieser Thematik zu beleuchten.

Wir hoffen, euch mit diesem Themenmonat ein wenig zu inspirieren und wünschen euch wie immer viel Freude beim Lesen!