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Mental Health: Die Songs, die uns Kraft geben

Für viele Musikliebhaber*Innen sind ihre Lieblingssongs auch ein Ort, an dem sie die Antworten auf die großen Probleme ihres Lebens finden. Diese Tracks helfen uns durch schwere Zeiten.
Mental Health

Twenty One Pilots - "Neon Gravestones"

Twenty One Pilots sind bekannt dafür, ihre Stimmen zu erheben, wenn es um sensible Themen wie Depressionen, Mental Health oder Suizidgedanken geht. Sänger Tyler leidet immerhin selbst schon lange an Depressionen. "Neon Gravestones" schafft es wie kein anderer Song, ein so sensibles Thema wie Suizid so feinfühlig und zugleich so nüchtern sachlich in Musikform zu reflektieren. Der fiebrig flackernde Beat und die kühlen Instrumentals tun ihr übriges, damit der Song seine volle Wirkung, die gleichzeitig melancholisch und empowering ist, entfaltet.

Our Last Night - "Sunrise"

"Sunrise" ist für mich ein perfekter Song, ein Song, der immer Gänsehaut auslöst, sobald er läuft. Our Last Night mag ich generell wahnsinnig gerne, die schaffen den Spagat zwischen softeren Klängen und dem typischen Metalcore-Sound und erzeugen damit einfach richtig gute Musik. Was "Sunrise" so besonders macht, ist aber der Text - auch wenn der Refrain musikalisch ebenfalls ein absolutes Meisterwerk ist. Der Song beschreibt die Situation, wenn dunklere Gedanken gerade nachts erstarken - aber geben Hoffnung, dass man es eben doch bis zum Sonnenaufgang schafft. Die Phrase "You can make it to the sunrise" lässt sich aber auch auf größere Lebensabschnitte beziehen, wenn das Leben gerade generell eher dunkel ist - dass es immer besser wird und die Sonne wieder aufgeht. 

The Offspring - "Days Go By"

The Offspring sind sonst eher bekannt für schnelle, spaßige Musik, die generell schon gute Laune macht. Mit "Days Go By" ist das instrumentell recht ähnlich, wenn auch einen Ticken ruhiger als in anderen Songs. Doch auch hier ist der Text das, was den Song für mich sehr wichtig macht. "All your anger, all your hurt doesn't matter in the end [...], those days go by and we'll all start again" macht Mut und ist eine Erinnerung daran, den Kopf nicht hängen zu lassen, wenn gerade nichts besonders gut läuft, weil es eben wieder besser wird und diese Zeit nicht für immer so bleibt.

Antilopen Gang - "Spring"

Der Track vereint das Gefühl der erfolgslosen Suche nach Glück mit hoffnungsvollen Phrasen über den Kampf gegen die Leere und das „Wage den Schritt zurück ins Leben“-Gefühl. Für mich macht der Song einerseits klar, wie groß man sein Loch gegraben hat und wirft einem anderseits eine Leiter nach unten, um vielleicht anzufangen, hinauszusteigen.

System Of A Down - "Dreaming"

Gute Texte zeichnen sich in meinen Augen dadurch aus, dass sie eine gewisse Offenheit in ihrer Interpretation ermöglichen, ohne dabei in hohle Kalenderspruch-Phrasen à la Giesinger abzurutschen. So hat es dieser Song von System Of A Down in meiner Jugend geschafft, mir unheimlich aus der Seele zu sprechen, obwohl ich vermute, dass er eigentlich etwas ganz anderes meint. Mit der Biographie der Band im Hinterkopf klingt der Song in meinen Ohren wie eine Anti-Hymne auf den Wahnsinn des Krieges in einer kapitalisierten Welt. Mich selbst erinnern die Worte "Someone kick me out of my mind/
I hate these thoughts I can't deny" aber vor allem daran, dass ich manchmal in Gedanken rutsche, die mir selbst nur schaden. Es ist merkwürdig, dass Musik einen manchmal so sehr versteht, obwohl die Künstler dahinter es wahrscheinlich überhaupt nicht tun.