Kolumne

Mein Lieblingssong zum Thema „Karaoke"

Einmal monatlich stellen wir unsere Lieblingssongs zu einem bestimmten Thema zusammen. Das heutige Motto lautet: "Karaoke".

Selbsternannte Vollblutprofis, grießgrämige Misanthropen (die gegen ihren Willen mitgeschleppt wurden) und ambitionierte Könner: Sie alle tummeln sich zu später Stunde in der lokalen Kneipe und greifen dabei nach dem veralteten, von zahlreichen Vorsängern gnadenlos zugespuckten Mikrofon aus den 90ern - in den seltensten Fällen fruchtet das Vorhaben. Zumeist stellt sich eher die Frage, wie lange die umstehenden Gäste jener tonalen Belastungsprobe standhalten können. Und als wäre das zur Schau gestellte, fehlende Talent nicht schon Strafe genug, bedienen sich die Teilnehmer häufig einer erlesenen Auswahl an Evergreens und solchen, die es gerne werden würden. Schrill, einprägsam, mitsingfähig: Es folgen die Karaoke-Empfehlungen unserer Redaktion.

Nachdem ARTE ihm kürzlich eine Dokumentation mit dem Namen „Grenzgänger und Freigeist“ gewidmet hat, müssen wir an dieser Stelle natürlich nachziehen. Die Rede ist von Sting, einer der bedeutendsten Musikikonen unserer Zeit. Ikonisch ist dabei nicht nur dessen prägender Einfluss auf die Geschicke von „The Police“, sondern auch und gerade seine Solowerke setzten Maßstäbe. Eine unnachahmliche Karriere, die derzeit ihren x-ten Frühling erlebt und 2019 sogar erneut die Bühnen der Welt erobert. An einem ernstgemeinten Karaoke-Abend führt kein Weg an „Englishman in New York“ vorbei. Obwohl der Refrain zumeist in hoffnungslos unverständlichem Nuscheln verschwimmt und kaum einer die Strophen auswendig zu kennen scheint, ist dieser Song ein Eisbrecher für jeden Partymuffel. Die Bretter, die die Welt bedeuten, warten!

Weitere Anspieltipps: Toto - „Africa“, Die Toten Hosen - „Hier kommt Alex“

Es gibt Dinge, die ich in meinem Leben meide und bei denen ich das auch konsequent mache. Bei diesen Dingen habe ich auch nicht die Absicht das zu ändern. Drei meiner roten Tücher sind Oliven, Großraumdiskotheken und Karaoke-Bars. Damit wären wir also beim Thema. Ich schreibe mir in der Gesellschaft anderer Menschen keinen Funken Gesangstalent zu, was in Situationen für mich alleine natürlich komplett unwichtig ist. Meine private Karaoke-Bar ist dann meist mein Auto. Dort mangelt es zwar an allem, was eine Bar ausmacht, aber eben nicht an der Karaoke. Dort gibt es sie auch, die Songs, die in jeder Karaoke-Bar funktionieren und für enthusiastische Blamagen und vor Belustigung kreischende Kollegen sorgen. Dort hat er mich im letzten Jahr wieder erwischt, der Song, der im von mir verhassten Radioprogramm hoch und runter läuft und den ich trotzdem auf Anhieb mochte und sofort gekauft habe. „Feel It Still“ von Portugal. The Man erfüllt jedes Karaoke-Klischee: Den Song kennt einfach jeder, er verfügt über „Wuuuhuh“-Textstellen, für die man nicht einmal ein englisches Wort aussprechen muss und bleibt stundenlang im Kopf hängen. Den großen Auftritt überlasse ich damit aber gerne euch.

Weitere Anspieltipps: The Proclaimers – „I´m Gonna Be (500 Miles)“, Von Wegen Lisbeth – „Bitch“

Ich meide Kneipen oder Bars wenn möglich, da ich ein Problem damit habe, mit fremden Menschen in lauter Atmosphäre überteuerte Getränke zu trinken. Aber die Weihnachtsfeier meiner Station fand in einer Karaokebar statt und nach den ersten Cocktails fühlte ich mich auch bereit zu singen. Nach ein paar Tracks waren mein Stationsoberarzt und ich der Meinung, dass es Zeit für das Highlight wäre: „Bochum“ von Herbert Grönemeyer. Die Stimmung in der Bar war begeisternd. Der ganze Laden hat mitgegröhlt (teils, weil wir in Bochum wohnen, teils, weil alle betrunken waren) und nach und nach kamen mehr und mehr Gäste zu uns auf der Bühne. Ich mag das Lied als Wahl-Bochumer sowieso, aber dass es eine solche Reaktion bei meinen Kollegen und der Karaokebar verursacht, hätte ich nicht gedacht. Umso schöner ist die Erinnerung an diese Feier. Der nächste Besuch der Lokalität war übrigens scheiße und so bleibt es vermutlich auch meine einzige positive Karaokeerinnerung, aber „Bochum“ ist definitiv „mein Song“.

Weiterer Anspieltipp: Eiffel 65 - "Blue"