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Jahresrückblick 2021: Lucio

Das Jahr 2021 war für mich sehr ambivalent. Einerseits feierten wir unser fünfjähriges Bestehen und die ersten "richtigen" Konzerte konnten besucht werden, andererseits verderben Querdenker, Nazis, Esoidioten und Impfunwillige enorm den Rückblick.

Wenn ich so über das vergangene Jahr nachdenke, bin ich sehr zwiegespalten was mein allgemeines Fazit ist. So beschissen wie es für uns als Gesellschaft im Großen und für die Musikbranche im speziellen zum Ende des Jahres ist, war es vielleicht gar nicht. 

Wir von AdW starteten das Jahr in dem wir uns zumindest online selbst gefeiert haben. Wir haben im Januar unser fünfjähriges Bestehen begangen und mit Rückblicken versucht zu erfassen, was wir hier eigentlich so gemacht haben und gleichzeitig auch herausgefunden, wo es hingehen soll. Ich freue mich insbesondere weiterhin über den diversen Content den wir mittlerweile anbieten und mit Themenmonaten wie "Zerbrochene Fanherzen" oder "Musik und Beeinträchtigungen" haben wir wie ich finde interessante Beiträge veröffentlicht, die sich auch später immer wieder lohnen zu lesen.

Stolz bin ich auch auf unser Podcast-Team. Jannika, Moritz und Kai bilden mittlerweile den Core dieses Teams und neben Specials wie die legendäre Pegasus Open Air Folge kommen die Plattensprungfolgen regelmäßig und mittlerweile auch mit immer mehr interessanten Interviews.

Bevor ich nun im speziellen auf die einzelnen Kategorien eingehe möchte ich noch einen kleinen Ausblick auf das Jahr 2022 und unsere Ziele eingehen. Für das kommende Jahr haben wir uns einen kleinen Relaunch für die Website vorgenommen. In den letzten vier Jahren hat sich insbesondere inhaltlich viel bei uns geändert und gerade das Design kommt den Anforderungen nicht mehr nach. Die Struktur der Seite wird sich ein wenig ändern und ein Fokus von mir wird insbesondere auch die Barrierefreiheit der Seite werden. 

Album des Jahres: "Lygophobie" von Lygo

Die neue Scheibe von Lygo war wohl die Platte auf die ich mich am meisten gefreut habe. Schon die Singles im Vorfeld hatten es mir positiv angetan und ich wurde nicht enttäuscht. "Lygophobie" ist gewaltig, wütend und schonungslos.

Neuentdeckung des Jahres: Sperling

Wer dachte, dass Post-Hardcore nichts neues mehr bieten kann, wurde mit dem Release von "Zweifel" eines besseren belehrt. Das Debüt von Sperling ist ein hervorragendes Werk mit spannenden Nuancen und Facetten. Oft verglichen mit FJØRT haben sie musikalisch in diesem Jahr die Lücke in diesem Genre gefüllt, während alle auf die neue Scheibe der Aachener Band warten. Dennoch tut man der Band Unrecht, wenn sie nur als Lückenfüller abgestempelt werden soll, der jüngste Output in Zusammenarbeit mit Kind Kaputt und Marathonmann beweist das meiner Meinung nach und auf die gemeinsame Tour der drei Kapellen freue ich mich schon sehr.

Konzert des Jahres: Radio Havanna

So richtig viele Konzerte, aus denen ich in dieser Kategorie schöpfen kann, gab es für mich dieses Jahr nicht. Mit Radio Havanna und Terrorgruppe besuchte ich zwei Konzerte, die im Sinne der neuen Normalität ohne Abstand oder Masken stattfanden. In meinem Konzertbericht zum Radio Havanna Konzert sprach ich erstmals von dieser Normalität und äußerte auch meine Sorgen dahingehend. Dieses Konzert wähle ich auch als mein Konzert des Jahres, denn hier war ich emotional einfach so stark involviert und bin es immer noch. 

Das Terrorgruppe Konzert war auch toll, keine Frage. Es war auch gerade etwas besonderes, weil es der Auftakt zur letzten Tour der Band war. Vielleicht wäre es auch das Konzert des Jahres geworden, wenn nicht ein paar Tage später die Corona-Warnapp mir mitgeteilt hätte, dass bei mindestens einer Person, die das Konzert besucht hat, eine Infektion nachgewiesen worden ist und einer meiner Begleiter tatsächlich später auch positiv getestet worden ist mit zum Glück nur leichten Verlauf, trotz Impfung.

Ob 3G an der Stelle "schuld" war, die Kontrollen vielleicht doch nur lückenhaft waren oder andere Ursachen hier eine Rolle spielen, lässt sich im Nachhinein schwer sagen. Was mich etwas überraschte war die fehlende Kommunikation von Veranstalter, Bands und Bookingagentur im Nachhinein über die Kenntnis dieser Infektionen.

Recherche des Jahres: Zwischen Fanhype und Hate: Swiss und die Andern

Im Februar haben wir über "Zerbrochene Fanherzen" in einem ausführlichen Themenmonat geredet und dabei sind wie ich finde sehr gute Texte und Recherchen entstanden. Meine Kollegin Meret hat sich dabei Swiss und die Andern und deren teils sektenartige Gemeinschaft der "Sippschaften" vorgenommen. Herausgekommen ist eine interessante Recherche über die Organisation und das Auftreten der einzelnen Sippschaften und der Kommerzialisierung des Ganzen. Der Artikel wurde und wird immer noch heiß diskutiert und ist einer unserer meistgeklickten Artikel in diesem Jahr.