Liebe Leser:innen,
es kommt nicht oft vor, dass man eine neue Platte hört und sofort denkt, hier etwas Zukunftsträchtigem zu lauschen. Zuletzt ist mir das bei Polyphias "New Levels New Devils" passiert - ein Album, das Instrumental- und Gitarrenmusik derartig innovativ und zeitgeistig neu denkt, dass man sich sofort fragen muss, warum das vorher noch niemandem eingefallen ist. Das hat Potential, Schule zu machen - auch, weil Bandleader Tim Henson auf seinem Youtube-Kanal teilweise mit gnadenloser Transparenz erläutert, wie er seine neuesten Geniestreiche erdacht hat. Ob Polyphia am Ende tatsächlich eine Welle beatbasierter Gitarrentracks nach sich ziehen werden, lässt sich schwer absehen. Auf das technische Niveau der Band muss man schließlich auch erstmal kommen. Aber zumindest das Gedankenspiel ist interessant: Können wir Meilensteine der Musik eigentlich vorhersagen? Und wie sieht es generell mit der Zukunft der sich stetig verändernden Musikbranche aus?
Wir haben uns diesen Monat über die kommende Entwicklung der Musikwelt Gedanken gemacht und haben dabei, wie ich finde, sehr viele spannende Ansätze gefunden. Ich selbst hatte vor drei Jahren zum Beispiel schon einmal etwas über die Zukunft der Rockmusik geschrieben und habe diesen Artikel anlässlich des laufenden Monats auf Aktualität überprüft. Spoiler: Irgendwie bin ich pessimistischer geworden. Vielleicht nennt man das Altersbitterkeit (und ich bin erst 24 - wie soll das noch werden?). Aber wir haben uns auch noch viele andere Fragen gestellt: Wie sehen etwa die Musikinstrumente der Zukunft aus - und wird es die überhaupt noch geben? Wie kann die maßlos energieintensive Konzertbranche nachhaltiger werden? Was werden die Albumklassiker von morgen sein? Werden Clubs bald wie Ketten à la McDonalds aufgezogen werden? Und was hat Elon Musks Hirnimplantat mit Musik zu tun? Über all das können wir diesen Monat mal spekulieren - und über die Zukunft des Musikvertriebs haben wir sogar mit einem hohen Tier beim Versandhändler JPC gesprochen.
Die ganz nahe Zukunft der Musik sieht dabei aber auch verdammt gut aus, wenn ich so in den Releasekalender des Augusts blicke. Die nimmermüden deutschen Indiedurchstarter Leoniden haben für diesen Monat endlich ihre dritte Platte angekündigt, um Ingo von den Donots hat sich die Allstarband Duchamp versammelt, die im Lockdown ein Old-School-Punkalbum geschrieben hat und sogar mein neuer bester Freund Drangsal macht sein drittes Album - ob mich das versöhnlicher stimmen wird als es noch "Zores" vermochte? Ich habe zur Sicherheit aber mal die Rezension an Kollege Marco ausgelagert. Der versteht das hoffentlich besser als ich.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen und einen fantastischen August!
Jakob für die Redaktion