News

Donots: Bandbiographie "Heute Pläne, morgen Konfetti" erscheint am 16.04.

Die Donots gehören zu den erfolgreichsten Punkbands Deutschlands mit einer bewegenden Geschichte. Von der Wochenendband zur Majorlabelhoffnung hin zur Verkörperung des DIY-Ethos der Musikbranche lassen sich viele tolle Geschichten dieser umtriebigen Band erzählen.

In "Heute Pläne, morgen Konfetti" erzählt Ingo Neumayer, der ehemalige Chefredakteur des Visions Magazins, die bewegende Geschichte von fünf Freunden, die 1994 gemeinsam eine Schülerband gründen. In 27 Jahren Bandgeschichte hat die Band so ziemlich alles erlebt was erlebt werden kann: Vom Majorlabel zum eigenen Label, über 1200 Konzerte auf der ganzen Welt, Vorband für legende Bands und Höhen und Tiefen. Neumayer hat für dieses Buch zahlreiche Wegbegleiter:innen der Band interviewt und das umfangreiche Archiv der Donots gesichtet.  In enger Zusammenarbeit mit der Band wird auf 360 Seiten und angereichert durch viele private Fotos nicht nur der spektakuläre und steinige Weg der DONOTS erzählt, sondern auch ein Stück deutsche Popkulturgeschichte aufbereitet.

Das Buch erscheint am 16.04.2021 und kann über den eigenen Bandshop ab 26.03. in auf 3000 Exemplate limitierte Variante vorbestellt werden. Auch ein Hörbuch wird verfügbar sein.

Leseprobe „Die Geschichte der DONOTS – Heute Pläne, morgen Konfetti“

Die Geschichte der DONOTS – Heute Pläne, morgen Konfetti“
von Ingo Neumayer
erscheint am 16.04.2021 im Ventil Verlag

TEIL ZWEI: 1998–2007

Maschine und Sturm,

DIE ERSTE TOUR

Im Leben jeder Band gibt es Momente und Orte, die sich für immer einprägen und fester Bestandteil der eigenen Bandhistorie werden: Der erste Proberaum. Der erste Auftritt. Der erste gute Auftritt. Der erste Song. Der erste gute Song. Der erste Aufenthalt in einem richtigen Studio. Und natürlich: Die erste Tour.

Bis Ende 1998 sind die Donots eher eine Wochenend-Band. Auftritte spielen sie meistens freitags oder samstags, und wenn sie Glück haben, lassen sich diese Termine sogar verbinden. An mehr als drei aufeinanderfolgenden Tagen standen sie allerdings noch nie auf der Bühne, und auch der Live-Radius der Band ist zu diesem Zeitpunkt noch relativ klein: Trotz vereinzelter Auftritte in Bremen, Berlin, Hannover und Frankfurt beschränkt er sich im Großen und Ganzen auf Nordrhein-Westfalen und das Grenzgebiet der benachbarten Bundesländer. Morgens den Bus vollladen, alle reinquetschen, zum Club gondeln, Bus ausladen, Konzert spielen, Bus vollladen, alle reinquetschen, zurückfahren – so sieht der normale Ablauf aus.

Dass es auch anders geht, erfährt die Band im Dezember 1998. Samiam und Errortype: 11, eine Indie/Postcore-Band aus New York kommen nach Deutschland und die Donots dürfen dank ihrem Booker Philipp als Supportband dabei sein. Nicht nur an ein paar ausgewählten Terminen, sondern auf der kompletten Deutschland-Tour.

Als die finale Bestätigung kommt, setzt bei den Donots Schnappatmung ein: Die erste Tournee! In einem richtigen Tourbus! Durch ganz Deutschland! Und sogar ins Ausland (zwei Termine sind in der Schweiz)! Un-fucking-fassbar!

Als wäre das nicht bereits Grund genug, zu hyperventilieren, gehören Samiam auch noch zu den erklärten Lieblingsbands der Donots, die entsprechend nervös sind, als sie am Nachmittag vor der ersten Show im Münsteraner Odeon zum Soundcheck eintrudeln. Zwei Wochen auf Tour mit den großen Helden – wie geil ist das denn?

Samiam hingegen nehmen von den fünf jungen Deutschen zunächst wenig Notiz. »Wir hatten vorher noch nie von den Donots gehört. Philip, unser deutscher Agent, hat die aufs Line-up gepackt«, sagt Samiam-Gitarrist Sergie Loobkoff. »Dass diese fünf Jungs etwas Besonderes sind, wurde mir aber schnell klar. Man sah die und dachte sich: Wow, diese Typen mögen sich wirklich. Die sind wie fünf Brüder, eine richtige Gang, das spürte man in jeder Situation. Außerdem war ich überrascht, wie aufgeräumt und diszipliniert die waren. Und das bei ihrer ersten großen Tour, wo die meisten anderen Bands so richtig die Sau rauslassen.«

Stattdessen hauen die zehn Jahre älteren Samiam-Mitglieder auf die Kacke. »Wir haben sehr viel getrunken und gekifft, und es gab da auch ein paar Mädels …«, sagt Sergie. Die Donots hingegen sitzen oben im Tourbus, zocken mit der Playstation und können es nicht fassen, was die anderen Bands so veranstalten. Gleich am ersten Abend kommt es zu einer Schlägerei zwischen dem Bassisten und dem Drummer von Samiam. Der Grund? Irgendetwas Banales wie ein verlorener Ring.

Diese Erlebnisse sind für die Donots ein Augenöffner. Fünf Freunde müsst ihr sein? Die Band als Einheit, die gleichermaßen künstlerisch wie menschlich zusammenpasst? Das mag im Münsterland vielleicht so sein, aber anderswo gelten offenbar andere Regeln.

Dennoch schließen Samiam und die Donots rasch Freundschaft. Den Grundstein dafür legen ihre gemeinsamen musikalischen Vorlieben, und spätestens als Sergie im Tourbus entdeckt, dass die Donots CDs der schwedischen Indie/Hardcore-Band Fireside im Gepäck haben, wird ihm klar: Mit den Jungs kann man was anfangen.

Außerdem sind die Donots bemüht, ihr Samiam-Fantum so gut es geht zu verbergen: Keine offenkundige Verehrung, keine »I’m not worthy«-Gesten, keine Nerdfragen nach dem Produzenten der B-Seite dieser Fanclub-Single, die nur in Japan erschienen ist. »Dass die Donots große Samiam-Fans waren, wurde uns erst nach und nach klar. Aber das hat auch keine so große Rolle gespielt. Wir waren auf Augenhöhe, zumindest habe ich das so empfunden. Wir hatten kein Lehrer/Schüler-Verhältnis, sondern waren einfach zwei Bands, die abends auf die Bühne gingen und ein paar Songs spielten«, sagt Sergie.

 

Die Tour ist ein wilder Ritt, der kaum Zeit zum Luftholen lässt: vierzehn Shows in fünfzehn Tagen, einmal quer durch Deutschland und die Schweiz. Und mit einer Routenplanung, wie von einem betrunkenen Schimpansen ausgewürfelt: So geht es nach dem Auftritt in Hannover knapp 500 Kilometer in den Westen nach Trier, dann 400 Kilometer in den Süden bis fast zum Bodensee, und von Donaueschingen 500 Kilometer in den Norden nach Düsseldorf, anschließend 630 Kilometer bis nach München, und zu guter Letzt 550 Kilometer nach Lausanne am Genfer See. Nach dem Auftritt in Trier war ursprünglich noch ein Abstecher ins 400 Kilometer entfernte Amsterdam geplant. Der fällt dann aber wegen der winterlichen Wetterkapriolen aus.

 

Doch die Donots lassen sich von den Strapazen nicht die Laune verhageln, stattdessen feiern und genießen sie jede Minute und jeden Kilometer: Sie sind auf Tour, dürfen Abend für Abend ihrer absoluten Lieblingsbeschäftigung nachgehen, und bekommen dafür auch noch Applaus und gute Resonanzen. Denn obwohl die Donots in den meisten Städten der Tour noch nie gespielt haben und es in den Plattenläden dort auch keine CDs von ihnen gibt, kommen sie an fast jedem Abend richtig gut an. Im Grunde ist also alles wie immer: Nach dem Konzert gibt es mehr Donots-Fans als vorher.