Die Backstreet Boys haben sicherlich so manche Träne verdrückt. Mit DJ Steve Aoki haben sie gerade die Single „Let It Be Me“ veröffentlicht, doch der Fokus der Musikpresse liegt nicht auf den Boys, es wird lediglich Steve Aoki abgefeiert. Auf's falsche Pferd gesetzt? Oder sind die Backstreet Boys einfach raus aus dem Geschäft? Wie so oft lohnt sich der Blick in die Vergangenheit. Denn das Phänomen Boygroup stammt keinesfalls aus den 90ern. Nur ist der Hype um Bands wie New Kids On The Block in den 80ern oder Bay City Rollers in den 70ern nie so intensiv in Deutschland angekommen. Dafür mussten erstmal Bands am Reißbrett konzipiert werden. 1990, die Geburtsstunde von Take That. Viele romantische Geschichten ranken sich um die Besetzung der Band. Als sicher gilt, dass Manager Nigel Martin-Smith den Barpianisten Gary Barlow entdeckte, während der unter dem Namen Kurtis Rush seine erste Single aufnahm. Bei gemeinsamen Aufnahmen soll man dann auch Mark Owen kennengelernt haben, der in diesem Studio arbeitete. Martin-Smith suchte weiter und fand die konkurrierenden Tänzer Howard Donald und Jason Orange und engagierte sie. Um die Verpflichtung romantisiert Martin-Smith viel herum: Er hätte ihn gesehen und hätte nicht anders gekonnt, als ihn in die Band zu holen, obwohl er gar kein zusätzliches Bandmitglied mehr wollte. Eine dreiste Lüge, denn Nigel Martin-Smith hatte zuvor herumgetönt, dass er noch einen fünften Mann für das Projekt engagieren wollte und gab dafür sogar eine Zeitungsannonce auf. Aber solche Geschichten verkaufen sich eben verdammt gut.
Aber all diese Bands haben eine Konstante – sie lösten sich früher oder später auf. „In einer Gruppe verliert man leicht seine Individualität.“, so Howie Dorough von den Backstreet Boys. Aber eben das war der Punkt, der den Produzenten und Managern so gefiel. Man muss doch einfach nur seine Eltern fragen: Zu Zeiten der Beatles hatte jeder Beatle eine Schar, die nur ihn umringt hat (bis auf Ringo vielleicht). Das Ziel war es also Bands zu formen, in der alle so aussahen, dass man jederzeit den einen durch den anderen ersetzen könnte. Eine Band, in der einfach jeder von den Teenagern vor der Bühne angeschmachtet werden würde. Bei der Besetzung wurde somit weniger auf Talent geachtet, sondern auf Attraktivität. Ziemlich krank, angesichts des Alters der Zielgruppe.