Wie auch bei normalen Libertines-Konzerten nicht unüblich, findet das Event mit einiger Verspätung statt. Geplant war das Event für den 21.11.2020 auf der Plattform Arevea. Aufgrund von technischen Schwierigkeiten wurde es um eine Woche verschoben. Am 28. dann um 9 PM britischer Zeit - immer noch nichts bei vielen Zuschauern. Viele enttäuschte Fans der Libertines (darunter auch ich) aktualisieren gefühlt 100 mal die Seite und warten. Nach etwa einer halben Stunde dann die Ankündigung, dass das Ganze nun frei zugänglich als Facebook-Stream stattfindet. Für nur 4 Pfund konnte man im Vorfeld einen virtuellen "Pint" erwerben. Die Einnahmen werden an "Shelter UK", eine Wohltätigkeitsorganisation für Obdachlose, gespendet. Man kann sich das Geld zwar zurückholen, was aber aufgrund des Spendencharakters hoffentlich die Wenigsten in Anspruch nehmen. Als es dann endlich losgeht, begrüßen einen die Libertines sympathisch und freundlich aus ihrem jeweiligen Zuhause, versammelt in einem Online-Videochat. Dabei sind Pete, Carl, Gary und John, sowie die weiteren Veranstalter, der Poet Luke Wright und der Comedian Paul McCaffrey. Im Live Chat wird gefragt: "Ein Konzert von den Libertines?!" Nun, ein Konzert ist es nicht, aber dennoch sehenswert.
Das Konzept des Abends ist simpel, aber gut: Verschiedene Künstler aus den Bereichen Musik, Poesie und Comedy werden eingeladen einen Text, einen Song oder eine Vorstellung online und live von ihrem Zuhause aus zu präsentieren. So leitet Luke durch die Gedichte, Paul durch die komödiantischen Akte, während die Libertines die Musiker vorstellen. Die teilnehmenden Künstler werden dann live zugeschaltet. Neben dem schon beeindruckenden Line-Up gab es zudem noch die Möglichkeit, sich selbst zu bewerben und mit etwas Glück in der Show zu landen. Zwischendurch präsentieren die Veranstalter jeweils noch eigene Songs oder Gedichte, was vor Allem bei Pete, Carl, John und Gary (welcher ein DJ-Set vorbereitet hatte) zu Begeisterung im virtuellen Publikum führt.
Für mich als großer Libertines-Fan ist dieses Ereignis etwas ganz Besonderes. Man ist der Band sehr nahe, obwohl man zuhause im Bett liegt. Zwischenzeitlich unterhalten sie sich ganz normal und machen Witze und trotz der teilweise sehr verpixelten Bilder - John sah die Hälfte der zeit eher aus wie ein Roboter - hat man das Gefühl, hautnahe dabei zu sein. Mein persönliches Highlight ist dann gegen Ende das Simpsons-Quiz von Peter Doherty. Er hat den Lockdown wohl genutzt, um die Serie am laufenden Band zu schauen. Daran schließt sich noch ein allgemeines Quiz von Carl Barât an, in dem die Veranstalter gegeneinander antreten, was auch in den Kommentaren zu eifrigem Mitraten führt.
Die Veranstaltung war trotz des eher holprigen Starts ein voller Erfolg! Ich war sehr froh, dass ich am Ball geblieben bin, um dieses Spektakel mitzuerleben. Es war sehr inspirierend, die einzelnen Künstler vortragen zu sehen. Die gesamte Idee, Künstlern in diesen schwierigen Zeiten eine Bühne zu geben und den Menschen eine Chance, dem tristen Lockdown-Alltag für ein paar Stunden zu entkommen, ist großartig. Am meisten gefallen hat mir der Support kleinerer Bands und Poeten, wie auch die Möglichkeit selber zu partizipieren. Gegen Ende wurden auch noch ein paar unbekanntere Bands eingespielt, worunter ein paar echt coole Neuentdeckungen für meine Playlist waren. Ich kann nur hoffen, dass der "RKD WORLD SERVICE" bald noch einmal wiederholt wird!