Konzertbericht: Turbostaat in der GrooveStation Dresden

Turbostaat spielen nach Ewigkeiten mal wieder in der GrooveStation und neben Adrenalin, Freude und Aufregung mischen sich auch negative Gedanken in den befreienden Abend, der trotzdem mit einem Lächeln in Erinnerung bleiben soll.

Turbostaat in der GrooveStation Dresden. Muss man da mehr sagen? Das ist ungefähr so, als würden die Toten Hosen in Düsseldorf spielen, nur mit weniger Menschen. Das gab es das letzte Mal vor zehn Jahren, damals rieselte es Putz von der Decke. Nun sitzt die Band aus Flensburg erneut auf der Terrasse der kleinen Hinterhofkneipe und wartet darauf, dass die Gäste eintrudeln. Angekündigt wurde der Abend hintenrum über eine abendliche Mail. Sitzkonzert heißt es in dieser. Kaum betrete ich den renovierten Saal, merke ich, dass die Stühle fehlen. Dafür hängen überall Hinweise zur Maskenpflicht, diese gilt nämlich für den gesamten Innenraum und das, obwohl alle einen negativen Test vorlegen müssen, wenn sie das Konzert besuchen möchten.

Kurz nach 21 Uhr und die Show beginnt kein Intro direkt zu „Rattenlinie Nord“. Die Vermutung liegt nun nahe, dass das Set stark dem Konzert in der Tante Ju im Februar 2020 ähneln wird. Schnell widerlegt sich diese Vermutung. Vielmehr handelt es sich um ein Best Of der letzten 22 Jahre. Neben Liedern wie „Abalonia“ oder „Fraukes Ende“ finden sich auch Klassiker wie „18:09 Uhr. Die größte Überraschung allerdings ist das kurz vor Ende gespielte Cover von „Grabeland“ der Band Duesenjaeger. Sehr unaufgeregte Setlist für einen aufregenden Abend.

 

Generell lässt sich zum Konzert selbst wenig auffälliges sagen. Turbostaat sind Turbostaat. Die fünf Sympathieträger um Sänger Jan Windmeier spielen ihre Songs, wandern hier und da über die Bühne und interagieren wenig, aber dafür an den passenden Stellen mit dem Publikum. Wer schon mal eine Show von Turbostaat besucht hat, kann sich sehr genau vorstellen, wie dieses Konzert aussieht. Nur halt in kleiner, mit sehr hellem Licht.

Es gibt jedoch eine Sache, die bei dieser Show im Raum liegt. Ein sehr schweres Senkblei, welches ziemlich an der Stimmung zerrt und sie konstant versucht, unter Wasser zu ziehen und nur davon abgehalten wird, dass die Band hervorragend performt und Hit um Hit spielt. Die pure Unsicherheit macht sich in mir breit und will auch partout nicht verschwinden. Zwar sind alle getestet, geimpft oder Ähnliches, aber trotzdem ist es ein komisches Gefühl, in dieser wabernden Menschenmenge zu stehen und im Takt der Musik zu tanzen. Vorab hieß es, dass eventuell auf Moshpits verzichtet werden soll, um nicht sofort wieder zu übertreiben und Rücksicht zu nehmen, das bestärkt dieses Gefühl noch einmal. Es ist sogar so stark, dass sich zwar Genugtuung und Befriedigung mit Adrenalin und Freude paaren, als die Lichter wieder angehen, nichtsdestotrotz aber ein fader Beigeschmack bleibt.

Abschließend lässt sich sagen, dass die knapp über 100 Leute an diesem Abend eine klasse Show vorgesetzt bekamen. Keine Schnitzer, hervorragende Setlist und die Turbostaat-Sympathie, die Fans der Band kennen und lieben. Jedoch gab es genug Stimmen, welche sich mit meiner doppeln. Die das Konzert genossen haben, aber zwiespältig nach Hause fahren. Dies liegt nicht an der Maskenpflicht, dem Testen oder der allgemeinen Situation, welche an den Türen der GrooveStation nicht halt macht. Es liegt daran, dass niemand weiß, wie mit diesen Gegebenheiten verfahren werden soll, ob es sich richtig anfühlt und vor allem, wohin die Reise von hier an geht. Ob wir in den nächsten Monaten mehr davon sehen oder ob es nur ein kurzer Traum in einem viel zu langen Winterschlaf war. All das wird sich zeigen. Sollte es aber vorerst die größte Regung gewesen sein, so war es immerhin eine ziemlich gute.