Konzertbericht: Stick To Your Guns in Köln

"It's a fucked up world, so we need fucked up music" – Dieses Zitat des Sängers Jesse Barnett bei dem Stick To Your Guns Konzert im Kölner Palladium trifft es auf den Punkt. Ein Konzert mit viel Power und super Stimmung, bei dem aber auch Zeit für ernste Ansagen und sentimentalere Stücke bleibt.

Das letzte Mal auf einem Hardcore-Konzert war ich 2014, bei der Impericon "Never Say Die Tour" in Köln. Dementsprechend interessant war es, sich mal wieder in einen Moshpit zu stürzen und nicht wie sonst auf einem kleineren Punk-Gig zu pogen. Ich habe es leider erst zur letzten Vorband geschafft und Rotting Out und Deez Nuts verpasst. Doch dafür war die Stimmung bei Lionheart schon sehr aufgeladen und es ging ordentlich zur Sache. Ich muss gestehen, dass ich weder von den Vorbands, noch von dem Headliner mehr als ein paar Lieder kannte, da ich bei dem Konzert spontan eingesprungen war  und mehr als positiv überrascht wurde! Die Stimmung im gefüllten Palladium war so energiegeladen wie die Band auf der Bühne. Einige Fans beklagten zwar hinterher, dass es fast schon zu voll war, weil man in den ersten Reihen unheimlichen Platzmangel hatte, aber das gehört nun einmal auch dazu, wenn es eine geliebte Band schafft, sich den Weg nach oben zu erarbeiten. So durchgeschwitzt war ich auf jeden Fall lange nicht mehr nach einem Konzert!

Unzählige Crowd-Surfer, viel Rumgespringe, lautes Mitgröhlen, ordentliche Pits und dazu kräftige, laute und schnelle Musik  alles soweit, wie ich mir das von einem Hardcore-Konzert erhofft hatte. Doch Stick To Your Guns haben bewiesen, dass sie noch mehr drauf haben als das. Gegen Ende verließ die Band die Bühne, um dann in der Mitte der Halle auf einem Podest wieder aufzutauchen. "Die Letzten werden die Ersten sein" wurde somit Wirklichkeit für die hinteren Reihen. Nachdem das Publikum die erstmalige Verwirrung überwunden hatte, ging es auch schon weiter  es folgte ein plötzlicher Umschwung in ein Akustik-Konzert. Die Band zeigte mit ruhigeren Balladen ihre sentimentale Seite. Hier lag die Power nun nicht mehr in harten, schnellen Beats, sondern in tiefgründigen Aussagen, viel Gefühl und der Macht, ein Publikum auch mit Ruhe mitzureißen, welches sich noch ein paar Minuten zuvor gegenseitig umgeworfen hatte. Die Feuerzeuge und Handys wurden gezückt und der Frust und die Probleme lautstark herausgesungen. Nach diesem Cut ging es dann auch schon wieder auf die Stage und mit einem gut gelungenen Übergang holte die Band noch einmal alles raus und brachte die Menge noch ein letztes Mal zum Ausrasten.

Alles in allem kann ich sagen: Es ist schon ein seltsames Gefühl als "Unwissender" zwischen lauter Fans zu stehen. Doch Stick To Your Guns haben es ohne Zweifel geschafft, mich diesen Umstand vergessen zu lassen und einfach nur Spaß zu haben. Außerdem werden sich nun sicher einige ihrer Songs in meiner Playlist wiederfinden. Vor allem überzeugt hat mich der kurze "Take On Me"-Witz während des Akustik-Parts, wo der Sänger das Lied kurz anstimmte und quasi alle mitsangen. Die Band hat damit nicht nur Power, Gefühl und Ernsthaftigkeit, sondern auch eine gute Portion Humor bewiesen! Ein großartiges Konzert.