Konzertbericht: Rogers in Düsseldorf

Von Minute Eins ihres Heimspiels 2019 ziehen die Rogers großzügig alles aus dem Konzerte-Überraschungssack, was geht: Sie begraben ihre Fans unter Konfettimassen, bringen mit der Lichtshow auch Nicht-Epileptiker zum Zucken, zerren Überraschungsgäste auf die Bühne und verteilen dabei ganz viel Liebe.

Heimspiele der Rogers sind auch unter dem Phänomen der Jahresabschlusskonzerte noch einmal eine ganz eigene Hausnummer. Letztes Jahr verkauften sie zwei Mal hintereinander das heimische Zakk aus, dieses Jahr traute sich das Düsseldorfer Quartett eine Kapazitäten-Liga weiter hoch ins Stahlwerk. Die Gleichung dort schien simpel: Mehr Menschen = mehr Konfetti + mehr Lichtshow. Und das geht auf.

„Mittelfinger für immer“ hat in seiner Funktion als Opener das Publikum nach der Umbaupause soeben wieder in Wallung gebracht, da knallen bereits die ersten Konfetti-Kanonen. Galant untermalt wird das feuerlose Feuerwerk von einer Lichtshow, die jeden Stimmungsmuffel – wenn auch nur für Millisekunden – im bunten Scheinwerferlicht entlarvt.

„Scheiße ist das geil! Endlich wieder zuhause!“, schreit Chri zur Begrüßung ins Mikro, während er fassungslos ins Publikum schaut. Es ist keine Überraschung, dass dieses mit aufgeheizter Begeisterung antwortet. Wie immer an diesem Abend, wenn es gebraucht wird.
Zwei Songs später überrascht die Band mit dem ersten Special Guest: Ingo Donot supportet die Düsseldorfer wie bereits auf dem Album bei „Zu spät“ und sprengt damit den letzten Funken Selbstbeherrschung bei Band und Publikum.

Mutig, solche frischen Hits und den Frontmann der Donots so früh ins Rennen zu werfen. Was soll da noch kommen? Richtig! Mehr Konfetti! Bei „Geh mir nicht mehr auf die Eier“ steigt die zweite Konfetti-Explosion im ersten Drittel der Setlist. Neben neuen Songs, Papierschnipseln und netzhautverätzenden Lichtspielen finden auch kleine Perlen wie „Niemandsland“ und Stimmungsgaranten wie „Kreuzberger Nächte“ ihren Platz auf der Setlist.

Lange vermisst, aber kurz vor der ersten Zugabe doch in Erscheinung getreten: Die Überraschungsaktionen des Street-Teams. Während der Ballade „Früher“, marschieren einige Fans mit Rogers-Laternen durch das Publikum, verteilen sich dort und schaffen es fernab vom viel genutzten Special-Effect-Sack eine ganz intensive Atmosphäre zu erzeugen. Vor 15 Jahren hatte Chris Mutter ihn noch ausgelacht, als er mit Gitarrenkoffer entschlossen zur ersten Bandprobe stiefelte. Heute scharen sich zum Ende jeden Jahres nicht nur hunderte Menschen vor ihrer Bühne, sondern machen sich auch noch Gedanken, dieser – ihrer – Band ein krasses Danke zukommen zu lassen. Allein deswegen lohnen sich Rogers-Heimspiele.

Nachdem ein weiterer Griff in den Überraschungssack weitere Schnipsel-Salven und Sebi als Gastsänger bei „Allein“ zum Vorschein bringen, brandet wie zu erwarten, aber nicht weniger beeindruckend, ein Fahnenmeer im Publikum auf. Am Ende des Abends steht ein großes Dankeschön im Raum – von den Zuschauer*innen für all die wichtigen Songs und Konzerterlebnisse, von der Band für das unbändige Engagement ihrer jahrelangen Fans, auf die auch 2020 weiter Verlass sein wird.