Konzertbericht: Pabst im Garten der Chemiefabrik Dresden

Vertrautes Kribbeln, viel Energie und ein ganzer Garten von Leuten, die einfach Bock haben. Bock auf Livemusik, Bock auf Tanzen, Bock auf diese eine Indierock-Band aus Berlin und dann hört man irgendwo auch noch den Feueralarm.

Immer wieder ist es ein komisches Gefühl, vor einer Bühne zu stehen, auf welcher gerade eine Band spielt. Ganz ohne Livestream, dafür mit Publikum, welches klatscht und jubelt, laut singt und sich sicher genauso freut wie die Künstler:innen es tun. Dieses Gefühl erhoffte ich mir auch bei Pabst und Power Plush, beide spielten am 12.08. im Garten der Chemiefabrik zu Dresden, eine wirklich schöne und entspannte Location. Angekommen also erst mal eine Orangenlimo und kurz das noch bekannte Kribbeln vor einem ersehnten Konzert genießen und sich über viele bekannte Gesichter freuen.

Fast pünktlich um 19:10 steht der Support auf der Bühne. Power Plush aus Chemnitz blicken auf sehr ereignisreiche Wochen zurück und schauen auf ebenso spannende in der Zukunft. Waren sie gerade noch Vorband der Leoniden, erscheint im September ihre Debüt-EP „Vomiting Emotions“. Der Garten ist gerade mal halb gefüllt, als der erste Ton erklingt. Die Band spielt sehr unaufgeregten Indie-Pop, welcher absolut eingängig und auch eigentlich gut zum Zuhören und genießen ist. Viele Leute im Publikum bekommen aber leider nicht mal Ersteres hin, schade. Trotzdem erfreuen sich einige Fans der Gruppe an der guten Musik und dem soliden Auftritt.

Nach kurzer Umbaupause steht dann auch schon der Mainact auf der Bühne. Nun habe ich keine Angabe, was Ticketverkäufe angeht, jedoch ähnelt es sehr einem „Sold Out“. Keine Bank mehr frei, alle gut drauf. Als Pabst anfangen, sitzt so ziemlich niemand mehr, was bei dieser Musik wohl auch unmöglich sein dürfte! Sofort ist die Energie zu spüren, welche die Band mit ihren Shows verströmt, dabei spielen sie wild durch ihre beiden Alben. Angefangen mit „Forever OK“ und „Ibuprofen“ über „Shake the Disease und „Catching Feelings“ ist von ruhig bis schnell alles dabei. Bis hierhin also ein völlig „normales“ Konzert, jedoch ist es die Band selbst, welche das Konzert so abhebt.

Die Gruppe aus Berlin bleibt gefühlt nie ruhig stehen, sondern tanzt, springt, schreit und das Publikum macht (coronakonform) mit. In einzelnen Grüppchen sollten sogar handfeste Moshpits entstehen (also, wenn man drei Leute, die gegeneinander springen, so betiteln kann). Zwischendrin lockert Sänger Erik Heise die Stimmung noch etwas mit witzigen Ansagen auf und selbst als irgendwo in der Nachbarschaft lauthals ein Feueralarm losgeht, hat er einen lustigen Spruch dazu und leitet gekonnt zum passenden Song über. So geht das Ganze dann eine knappe Stunde und es wird nicht langweilig, den drei Mitgliedern bei ihrem energetischen Spiel zuzusehen und sich genauso über die kleinen Verspieler und technischen Probleme zu belustigen, wie die Band selbst es tut. Gegen Ende wird es dann nur etwas unangenehm für alle Beteiligten. Die Setlist ist durch, eine Zugabe ist nicht in ihr vorgesehen und während die Gruppe hinter der Bühne steht, skandiert es laut „Zugabe“ von der anderen Seite. Nun ist es wohl anzunehmen, dass kaum ein*e Künstler:in gerne Songs spielt, welche nicht vorher geprobt wurden, bis sie zu den Ohren wieder rauskommen. Pabst werden nun aber fast dazu „gezwungen“, noch einen Song zu spielen. Etwas unangenehm, aber natürlich nicht Schuld der Band, welche nur den strengen Zeitplan einhalten will.

Alles in allem kann man hier durchaus von einem großartigen Konzert sprechen. Das Publikum taute beim Mainact zum Glück auf, während es sich beim Support eher mit seinen Handys beschäftigte. Die Sets beider Bands waren hervorragend, aber die Kleinigkeiten wie die Energie, die Location und die pure Sympathie der Künstler:innen sind das, was diesen Abend so wahnsinnig schön gemacht haben.

Pabst sind eben Pabst und eventuell habe ich mich etwas in die Band und vor allem ihre Liveperformance verliebt. Es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sie vor mir auf der Bühne stehen und das ist doch die Hauptsache, oder?