Konzertbericht: The Hirsch Effekt im Hamburger Molotow

Das Molotow ist seit jeher eine gestandene Institution in der Hamburger Rock-Szene. So verquere Klänge wie heute hat man dort wohl allerdings trotzdem selten gehört.

Da macht auch die Vorband des heutigen Abends keine Ausnahme: PeroPero sind allein aufgrund ihrer Optik schon einmalig. Die knallig schillernden Neon-Accessoires und Lichterketten, die sich das Duo um den Körper gehängt hat, ergänzen das Bild einer obskuren Truppe, die ihre Ansagen in Alien-Stimme vom Band abspielen lässt. Die Musik der Band ist entsprechend: Die Takte möglichst krumm, die Melodien möglichst wendungsreich, der Gesang im Kontrast dazu monoton, stellenweise fast perkussiv gebraucht. Kurzum: großartig! Ein wenig schade ist, dass die Band ihren Auftritt bereits vor der auf dem Ticket angegebenen Uhrzeit beginnt, wohl, um der im Molotow anschließend noch stattfindenden Party rechtzeitig Platz machen zu können. So füllt sich der Club mit der Dauer des Auftritts erst allmählich.

Als The Hirsch Effekt dann allerdings die Bühne ohne große Wartezeit betreten, ist der Raum ansehnlich gefüllt. Das sich bereits vorab anbahnende Klangwabern entpuppt sich mit Beginn des Auftritts schließlich zu Simon & Garfunkels „Bridge Over Troubled Water“, das einen krassen Kontrast zu dem anschließend gewaltsam einbrechenden „Lifnej“ darstellt. The Hirsch Effekt spielen ihren Auftritt an den Grenzen der Perfektion. Ihre Songs sind derart ausgetüftelt, vielseitig und vertrackt, dass es einen nur in ehrfürchtiges Erstaunen versetzen kann, mit welcher technischen Sicherheit das Trio durch sein Set jagt. Mit „Agnosie“ findet sich darin direkt im Anschluss an den Opener gleich der zweite Über-Hit. Insgesamt ist die Spannweite der Songs ebenso beeindruckend wie die Diskografie von The Hirsch Effekt selbst. Brutale Mathcore-Brecher gehen mit sanften Balladen einher, die das Publikum begeistert begleitet. Highlight ist hier wohl die finale Zugabe „Datorie“, die die Band spontan noch nach flehentlichen Rufen des Publikums gibt. Und so endet die Tour eines Trios, das Großes vor sich hat – mindestens so groß wie das, was schon hinter ihm liegt.