Ich glaube, über Kettcar als Band muss ich hier nicht viel erzählen. Gerade ihr letztes Album „Gute Laune ungerecht verteilt“ führte dazu, dass sie ihren Platz im deutschsprachigen Indie-Rock-Olymp gefestigt haben.
Da Kettcar zu meinen absoluten Lieblingsbands gehören, musikalisch wie textlich, bekomme ich vor lauter Freude Gänsehaut, als die fünf Musiker die Bühne betreten. Haben während des Auftrittes von Jule noch vereinzelt Gespräche stattgefunden, verstummen diese bei den ersten Tönen von „Auch für mich 6. Stunde“ und es macht sich kollektive Glückseligkeit auf den Gesichtern der Menschen breit. Auch ich grinse breit und singe lauthals mit. Die Zwischenansagen sind nicht gekennzeichnet von Parolen oder Aufforderungen zum Mitsingen, sondern Markus Wiebusch und Reimer Bustorff erzählen von ihren Braunschweig-Erfahrungen (fünftes Konzert), sticheln gegen Hannover oder leiten mal ernst, mal humorvoll in ihre Songs ein. Es folgen Lieder von allen Alben, wobei „Du und wieviel von deinen Freunden“, „Gute Laune ungerecht verteilt“ und „Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen“ etwas mehr im Fokus stehen. Der Sound im Applaus Garten ist hervorragend abgemischt, der Gesang ist klar, kein Instrument erscheint unterzugehen.
Während des Konzertes habe ich so viele Gänsehautmomente, sei es bei „Rettung“, „München“ oder dem herausragenden „Sommer ‘89“. Die Menschen vor der Bühne singen alle Lieder mit, kaum jemand, der nicht irgendwie berührt ist von der Musik.
Mein persönliches Highlight ist Marcus Wiebuschs Solostück „Der Tag wird kommen“. Durch diesen Song bin ich erst auf Wiebusch und Kettcar aufmerksam geworden. So gesehen ist dies eine späte Liebe, die sich bei mir aber schnell und intensiv entwickelte.
Viel zu schnell ist das Konzert nach knapp 105 Minuten zu Ende. Kann nicht sein, habe ich nicht erst vor wenigen Minuten „Money Left To Burn“ gebrüllt, das irgendwann in der Mitte des Sets gespielt wurde? Aber beseelt, mit einer inneren Zufriedenheit und dem Gefühl den perfekten Konzertabend erwischt zu haben, schlendern wir Richtung Merch.