Trade Wind im Kölner MTC

Eigentlich haben Trade Wind mit ihrer Musik viel größere Clubs als das MTC verdient. Und trotzdem gehören ihre intim-schönen Songs nirgendwo anders hin.

Bevor Trade Wind aber ihr allererstes Konzert überhaupt in Köln spielen dürfen, eröffnen Traced By Enemies. Sollte es eine Definition von „Durchschnitt“ geben, hat diese Band sie offenbar noch nicht entdeckt. Stumpfestmöglicher Deathcore wird auch in gefühlten 230 Dezibel nunmal nicht besser. Das Unverständnis des Frontmanns über die Bewegungslosigkeit im Publikum können im Club offenbar nur wenige teilen. Wenn man es sogar schafft, Rage Against The Machines „Killing In The Name“ kacke klingen zu lassen, ist das immerhin irgendwo schon wieder beeindruckend. Dass sich bei diesem Schwachsinn am Ende sogar noch ein halbwegs ansehnlicher Moshpit ergibt, zeugt eher von Anspruchslosigkeit der Zuschauer als von einer geilen Show.

Zum Glück macht es die Band der Stunde anders, gefühlvoller und vor allem besser. Mit „Lowest Form“ lassen Trade Wind gleich zu Beginn einen ihrer widerspenstigsten und aufrüttelndsten Songs auf ihr Publikum los. Die erste Hälfte der knapp einstündigen Show steht klar im Zeichen des Debüts „You Make Everything Disappear“. Dieses stellt gerade für Fronmann Jesse Barnett eine schwere Last dar, immerhin erzählt die Platte die Geschichte seiner ganz persönlichen Ängste. Trotzdem gibt sich der Sänger sehr gefasst, ist sogar zu Späßen aufgelegt. Das macht Barnett so unheimlich nahbar, dass man ihn bei Songs wie dem unfassbar intensiven „Rare“ oder dem traurig-schönen Closer „Radio Songs“ am liebsten in den Arm nehmen möchte. Trade Winds Musik bewegt live noch mehr als auf Platte, weil sich die Nahbarkeit der Songs in pure Wirklichkeit zu verwandeln scheint. Das Publikum honoriert dieses Gefühl, saugt jede Zeile in sich auf und schreit verzweifelt mit. Am Ende des Abends entschuldigt sich Jesse, dass er und seine Bands nicht mehr Songs zu bieten haben. Es hätten wohl alle noch gerne ein bisschen mehr zusammen gelitten.