Konzertbericht: WhoMadeWho in Hamburg

Würde man lediglich Fotos der aktuellen WhoMadeWho-Shows sehen, könnte man denken, die Band würde ihre Auftritte als nahezu religiöses Ritual abhalten. Wer dabei war weiß, dass die drei Dänen in Wahrheit Disko auf höchstem Niveau veranstalten.

Optisch tun WhoMadeWho tatsächlich alles, um bloß nicht zu menschlich zu erscheinen. Auf der Bühne im Hamburger Mojo ragt eine riesige Hand mit Augen hinter dem Schlagzeug hervor, die die Band dem Cover ihres aktuellen Albums „Through The Walls“ entnommen hat. Die drei Musiker selbst treten in goldenen Gewändern auf und verwischen die Sicht auf sich selbst mit überstrahlten Lichtern und zwei Nebelmaschinen, die während der kompletten Show nicht eine Sekunde aufhören, Dunst zu produzieren. Die Musik des Trios wirkt zwar auch auf Platte stets etwas unwirklich, eine derart mystische Produktion wirkt dann aber trotzdem zunächst etwas suspekt.

Vor allem, weil der Voract so unglaublich menschlich ist. Niklas Paschburg hat die große Bühne scheinbar gar nicht so gern. Meistens schaut er nach unten auf sein Keyboard oder wendet sich lieber seiner Loopbox statt dem Publikum zu. Letzteres ist beim Auftritt des Hamburgers aber auch wirklich undankbar und nimmt lauthals schwatzend keinerlei Rücksicht darauf, dass Paschburg mit sehr leisem Sound agiert. Dabei verbringt der Musiker während seines halbstündigen Auftritts wahre Wunder. Paschburg umgibt sich vom Synthesizer bis hin zur Bassdrum mit zahlreichen Klangquellen, die er mit seiner Loopbox im Alleingang zu intensiven Soundsphären transferiert. Der Künstler wirkt so vertieft in seine Arbeit, dass er die respektlosen Konzertbesucher kaum zu registrieren scheint. Am Ende erwähnt Paschburg trotz seines grandiosen Auftritts noch nicht einmal seinen Namen, obwohl eine Google-Suche desselben mehr als lohnend wäre.

Niklas Paschburg Hamburg

WhoMadeWhos Auftritt wird dann wiederum vom Publikum mit brillanter Resonanz überschüttet, und das wohl auch, weil die Band auf der Bühne überhaupt nicht obskur wirkt. Im Gegenteil, sie bricht ihren eigentlich sehr synthetisch geprägten Sound während ihres Auftritts fast komplett auf Gitarre, Bass und Schlagzeug runter. Die Songs des Trios scheinen dadurch in einem ganz anderen Licht, aber in was für einem! 90 Minuten lang spielt sich die Band quasi ohne Pause die Seele aus dem Leib, verliert sich in teils unglaublichen Jams und bleibt dabei wider alle Virtuosität und Neu-Arrangements so unfassbar tanzbar. Ekstatisch saugt das Publikum einen grandiosen Song nach dem nächsten auf und vergöttert zurecht eine Band, die jedem großen Showelement zum Trotz in jedem Moment durchschimmern lässt, wie viel Spaß ihr das alles gerade macht. Denn das Trio hat entgegen den von ihren Outfits geschaffenen Erwartungen niemals die sakrale Haltung eines Priesters, sondern stets ein Grinsen auf den Lippen. Die schimmernden Gewänder der Band lassen sich so nur durch eine Tatsache erklären: WhoMadeWho sind schlichtweg Götter.