Konzertbericht: Skindred, Zebrahead & Sanguine

Schon am frühen Abend des 7. Dezember 2016 liegt das Knistern einer ausgelassenen Nacht in der Luft. Die Hamburger Markthalle ist ausverkauft, das Publikum schwatzt ausgelassen und trinkt das ein oder andere Bier über den Durst. Man merkt: Die Menschen machen sich bereit für eine wilde Party, die sie in den nächsten Stunden auch serviert bekommen sollten. Denn am heutigen Abend machen Skindred und Zebrahead in Hamburg halt, um gemeinsam mit den Fans die Hütte abzureißen.


Zunächst aber stürmen Sanguine die Bühne, um die Masse an Menschen aufzuheizen. Der Alternative Metal der südenglischen Band, angeführt von Frontfrau Tarin Kerrey, ist deutlich düsterer als die Musik der beiden Headliner, und hat es entsprechend schwer, in den Köpfen des feierwütigen Publikums anzukommen. Trotzdem verliert die Band den Spaß am Spielen nicht, fordert die Menge zum Wolfsgeheul auf und kann im letzten Song des Sets, „Social Decay“, doch noch einige Anwesende zum Headbangen bringen. Unter einer Mischung aus Jubel und Szenenapplaus verlässt die Band zufrieden die Bühne. Denn trotz der etwas verhaltenen Reaktionen der Crowd haben Sanguine bewiesen, dass ihre vertrackten Songs zwischen Evanescence und Avenged Sevenfold auch live eine unglaublich gute Figur machen – und nur darauf kommt es schließlich an.

Schon beim Umbau vor Zebraheads Auftritt wird klar, dass nun ein anderer Wind wehen wird. Denn vor nebensächlichen Dingen wie Verstärkern, Gitarren oder Schlagzeug wird erstmal eine beeindruckend große Sammlung an Spirituosen aufgebaut. Als die Band die Bühne entert, wird auch schnell klar, warum: Zebraheads einziges Ziel scheint es zu sein, die Markthalle dem Erdboden gleich zu machen. In Sekundenschnelle ertrinkt der Saal im Schweiß eines monströsen Moshpits, der bis zum Ende des etwa einstündigen Konzerts nicht abebbt. Die Partypunker nehmen sich keinen Funken ernst und haben sogar zwei als Biere kostümierte Freunde dabei, die die Stimmung noch weiter anheizen. Nach diversen Biertrinkwettbewerben, Crowdsurfrennen und Schlauchbootfahrten durchs Publikum ist es ein Wunder, dass überhaupt noch Luft im Club übrig ist.

Das Finale bestreitet heute die Metal-Reggae-Kombo Skindred. Deren Umbau-Playlist ist mit Klassikern von Slipknot, Queen und AC/DC so treffsicher gewählt, dass die Stimmung schon vor dem Auftritt der Band am überkochen ist. Als das Quintett dann zum imperialen Marsch aus Star Wars die Bühne betritt, gibt es kein Halten mehr. Die Menge springt, singt, brüllt und feiert zu den unglaublich groovenden Riffs der Waliser. Dass man aus einer abgekämpften Menge immer noch das letzte bisschen Energie herauskitzeln kann, beweisen Skindred hier eindrucksvoll. Gegen Ende des Sets gibt es dann aber doch noch eine überraschende Wendung: Die Ballade „Saying It Now“ erzählt vom Tod und Vermissen und erfüllt den Raum mit einer unheilvollen und bitteren Atmosphäre. Ein eindrückliches Erlebnis, nach dem die Partystimmung aber erst einmal etwas braucht, um wieder zurückzukehren. Das ist sie aber spätestens beim mittlerweile traditionellen Closer „Warning“, zu dem auch Zebrahead-Sänger Ali Tabatabaee noch einmal die Bühne stürmt. Nachdem die Menge mit dem „Newport Helicopter“ ein letztes Mal frenetisch das Geschehen auf den Bühnen feiert, blicken alle selig auf die sich verabschiedenden Musiker. Drei großartige Bands haben sich heute Abend die Ehre gegeben – und kurz vor Abschluss des Jahres noch einmal gezeigt, wie Feiern geht.