Konzertbericht: Okta Logue in Hamburg

Woodstock ist lange Geschichte. Zum Glück gibt es heute Okta Logue.

Eigentlich befinden wir uns nur im Hamburger Molotow, die Outfits mancher Besucher lassen allerdings eher ein großes Sommer-Open-Air und Janis Joplin auf der Bühne vermuten. Die Frauen tragen weite Kleider mit Blumenmuster und Haarreifen, und die Glimmstängel in den Mündern der Besucher riechen definitiv nicht nach klassischen Zigaretten. Dabei ist es Ende November und vor dem Club herrschen muckelige drei Grad. Das ändert aber nichts an der Wärme des heutigen Konzerts, die schon mit dem Auftritt der Garlands beginnt. Die psychedelisch sanft fließenden Klänge des Quintetts werden höchstens von einem zaghaften „Danke“ unterbrochen, und man merkt in vielerlei Momenten, dass die Band wohl nicht allzu häufig vor einem solch großen Publikum steht. Zum Beispiel, als eine der beiden Frontfrauen bescheiden die Bühne verlässt, um sich zu den Zuschauern zu gesellen und ihren Mitmusikern beim Solieren zuzusehen. Der Musik tut die Schüchternheit der Gruppe aber keinen Abbruch: Garlands treiben gekonnt von sanften in wilde Passagen, inszenieren geschickt Querflöten-Melodien und genießen ihren Auftritt sichtlich.

Garlands Hamburg

Garlands

Das hohe musikalische Niveau des Abends setzt sich mit dem Headliner ebenso fort. Okta Logue ruhen sich auf ihren ohnehin schon überragenden Psych-Pop-Hits nicht aus, sondern spielen, tüfteln und variieren mit ihrem Repertoire. So gewinnt etwa „Pitch Black Dark“ live einen etwas roheren Anstrich, ohne seine schwebende Wirkung zu verlieren. Richtig stark sind aber die ausufernden „Decay“ und „Chase The Day“, in denen die Band mit nicht enden wollender Lust jamt und improvisiert. Immer wieder zum Niederknien ist dabei vor allem das Spielgefühl von Gitarrist Philip Meloi, der musikalisch nicht nur einmal der Größe von Pink Floyd huldigt. Mit „Backstreet Saint“ präsentiert die Band zudem einen neuen Song, der ihren instrumentalen Dimensions-Kanon um eine Akustikgitarre erweitert. Nebenbei kündigen Okta Logue an, an einem Nachfolger zu „Diamonds And Despair“ zu arbeiten – wie froh diese Botschaft ist, hat der heutige Abend bewiesen.