Kolumne

Mein Lieblingssong zum Thema "MTV Unplugged"

Die Erfolgsgeschichte der MTV-Unplugged-Sessions wird kontinuierlich fortgeschrieben. Ob sich unseren Autoren hier angesprochen fühlen oder doch eher auf Indie-Produktionen zurückgreifen? In dieser Ausgabe betrachten wir die akustische Seite der Musikwelt.

In meiner Jugend war MTV noch relevant. The Osbournes, Jackass und manchmal sogar Musikvideos waren wichtiger Teil meines Aufwachsens. MTV Unplugged habe ich, um ehrlich zu sein, nie wirklich verfolgt. Klar, das legendäre Nirvana-Konzert hatte ich auf CD und als Die Ärzte und Die Toten Hosen Unplugged-Shows gespielt haben, fand ich es natürlich toll. Aber ich musste erstmal googlen, um zu wissen, wer alles bei MTV ohne Strom gespielt hat. Anscheinend haben sogar die Kombüsenpiraten von Santiano, Gothic-Schlager-Star Unheilig und Andreas „Alpenmacho“ Gabalier (Lieblingstextzeilen: „Hodi odi ohh di ho di eh, Hodi odi ohh di ho di eh, Hodi odi ohh di ho di eh, Hodi odi ohh di eh.“)  ein MTV Unplugged-Konzert gespielt. Na klasse, Anspruch sieht anders aus.

Naja, vor einigen Jahren hat Udo Lindenberg dann eine MTV Unplugged-Show gespielt und da meine Eltern große Fans sind, bin ich natürlich mit Udo aufgewachsen und er gehört zu meinen ersten musikalischen Erinnerungen (neben Rio Reiser und PUR). Ich hab es mir angehört und war doch ein wenig begeistert. Der Herr hat seine Magie noch nicht verloren und für mich eine der wenigen relevanten MTV Unplugged-Shows der letzten Jahre gespielt. 

Die Auswahl der Gäste, die Ausstattung und das ganze Flair, gepaart mit Udos Bühnenpräsenz machen das ganze echt sehenswert. Immerhin hat er ein zweites MTV Unplugged bekommen und das ist schon was besonderes. Bei der zweiten Show hat er dann „König von Scheißegalien“ gespielt und ich mag diesen Song einfach für seine simple und doch tiefgründige Aussage. Einfach mal drauf scheißen. Der Auftritt ist sympathisch und ich hatte den Song schon fast vergessen, bis er eben lief und ich mich erneut verliebt habe. Ich kenne viele, die Lindenberg nervig finden, aber ich kenne wenige Künstler, die seit so langer Zeit relevant und politisch echt in Ordnung sind und zwei so geile Unplugged-Shows abgeliefert haben.

Weitere Anspieltipps: Udo Lindenberg und Jennifer Weist - Gegen die Strömung

Die Ärzte - 1/2 Lovesong

 

 

Für Akustik Konzerte spielt Ausstrahlung eine große Rolle. Mein Liebling in dieser Kategorie ist daher Peter Doherty bei MTV Akustik in Berlin - selten jemanden so verpeilt, sympathisch, berührend und auf seine Art und Weise witzig bei einem Akustik Auftritt gesehen. Sein geliebter Hut hängt schief neben ihm, neben einer Flasche Bier (?) und einer Deutschlandflagge. Doherty -  der Brite ist bekannt für Drogenexzesse und seine wundervoll poetischen Lieder. Mit den Libertines, den Babyshambles oder auch seiner neusten Band den Puta Madres hat er schon einige Erfolge gefeiert. Doch auch als Solo-Künstler kann er von sich überzeugen. Er sitzt da mit verwuscheltem Haar, zupft an seiner Gitarre rum und spricht ein paar Worte. "Hallo, ich heiße Peter." Er wirkt etwas hibbelig, wenn auch gleichzeitig ganz entspannt in seinem Element. Dann beginnt er mit seinem Lied. Seine einmalige Stimme, seine fast schon melancholische Gitarren-Melodie gemischt mit seinen zwischenzeitlichen Blicken in die Kamera, erschaffen ein nur zu stimmiges Bild. Während Pete singt, scheint seine Stimme ab und an zu brechen, was sich in seinem Erscheinungsbild, wie nahezu in allem, widerspiegelt. Auch wenn er etwas "verbraucht" aussieht, passt sein dagegen schicker Anzug perfekt zu ihm. Der Song ist ebenfalls eine perfekte Mischung aus ruhiger akustischer Musik und einer mitreißenden Welle aus schnelleren Gitarren-Parts. Für mich gibt es niemanden, von dem ich mir lieber Akustik-Versionen anhöre. Man merkt, dass er die Musik fühlt und vollkommen in ihr aufgeht. Ob er nun vor einem großen Publikum auf einer Bühne steht, oder alleine vor der Kamera sitzt - Peter Doherty ist ein unglaublicher Künstler mit viel Charakter.

MTV. Oder auch: YouTube Autoplay, die Sendung. Da ich ‘98 geboren bin, habe ich von diesem ganzen Musikfernsehen-Ding nicht besonders viel mitbekommen, geschweige denn es aktiv verfolgt. Was ich aber durchaus mitbekommen habe, sind die sporadischen Unplugged-Sessions, einige davon fand ich sogar ganz cool, Nirvana zum Beispiel. MTV Unplugged war aber nie ein zentraler Bestandteil meines Musik-Kosmos. Das änderte sich schlagartig, als 2018 Biffy Clyro ankündigten, dass sie jetzt auch Unplugged machen. Die dazugehörige Tour habe ich leider - und dafür könnte ich mir in den Arsch beißen - verpasst, die Vinyl steht aber inklusive Konzert-DVD im Regal und dreht regelmäßig ihre Runden. Die Akustik-Nummern kommen energietechnisch um Längen nicht mit den klassischen Versionen mit, aber das ist ja auch wenig verwunderlich. Ich könnte wirklich jeden Song von der Platte an dieser Stelle nennen, entscheide mich aber für “Black Chandelier”. Kein besonderer Grund. Einfach so. Biddeschön.


Anspieltipps: Nirvana - “Lake Of Fire”, Biffy Clyro - “Machines”