Zu erst ein wenig zum Thema und dann zu mir. Straight Edge ist eine Bewegung innerhalb der Hardcoreszene, welche mit dem gleichnamigen Song von Minor Threat begann und deren Hauptidee es ist, kein Alkohol zu konsumieren, nicht zu rauchen und keine Drogen zu nehmen. Es gab verschiedene Wellen und Entwicklungen der Szene, welche bis zur Hardline-Bewegung ging, die homophob und gegen Abtreibungen war und einen Vegan Jihad forderte. Ah ja.
Die prominenteste Gruppe war die Youth Crew um Youth Of Today und Judge in den 90ern in den USA. Anders als in den USA war die europäische und südamerikanische Straight Edge-Bewegung deutlich politischer und mehr als ein gegenseitiges Bauchpinseln, wie geil Straight Edge man (bewusst eingefügt weil es eine unangenehme Macho Attitüde hatte und die Zahl der Frauen seeehr überschaubar war) doch ist. Außerhalb der USA war Straight Edge oft linkspolitisch aktiv, in den Schweden wurden Schlachthöfe angegriffen und Straight Edge wurde eher als Werkzeug zur Verbesserung der Welt, als als Ziel gesehen. Mehr verrat ich jetzt aber auch nicht, sonst müsst ihr die Bücher doch gar nicht mehr lesen.
Ich war nie Straight Edge und habe auch nicht vor das zu ändern. Ich habe 17 Jahre leidenschaftlich gern geraucht und bin jetzt auch nur auf's Dampfen umgestiegen. Aktuell gilt es noch als gesünder, aber mal sehen, was die Langzeitstudien sagen. Außerdem trinke ich gerne Bier. Sonstige Drogen habe ich, abseits von ein bisschen Gras in der Jugend nie probiert und habe auch kein Interesse daran. Mein erster Kontakt mit dem Begriff Straight Edge war mit 16 oder 17, als ein Mensch, den eine Freundin auf eine Party mitbrachte, mit Edding ein fettes X auf die Hand gemalt hatte. Auf Nachfrage wurde mir dann, bei einer gemeinsamen Zigarette(!!!) erklärt wofür das stand. Ein wenig später stand ich mal dem ehemaligen Sänger von Annisokay gegenüber, welcher mir einen flammenden Vortrag hielt, während ich ordentlich einen im Tee hatte. Waren für mich alles sehr merkwürdige Menschen.
Vor einiger Zeit hat Finn McKenty dann zwei Videos zum Thema gemacht. Einmal über Straight Edge allgemein und eines über Vegan Straight Edge. Vor allem Zweiteres weckte mein Interesse, weil militanter Veganismus schon ein wenig geil klingt. Und kommt mir jetzt nicht mit so einem Bullshit wie "Leben und leben lassen", den Menschen gerne vom Stapel lassen, wenn sie auf ihr Fehlverhalten hingewiesen werden. Wenn ein paar französische Tierschützer Fleischereifenster einwerfen, find ich das in Ordnung. Punkt.
Jedenfalls habe ich danach das erste Buch zum Thema gekauft und war in einem Strudel. Ich fing an alle erhältlichen deutsch- und englischsprachigen Bücher zu kaufen und nun steh ich da, weiß mehr, als ich wissen will und finde die Menschen meist immer noch wunderlich. Also versteht mich nicht falsch - die Motive sind, vor allem beim Vegan Straight Edge, sicherlich löblich und uns allen ist klar, dass Alkohol, Nikotin und Drogen nicht gesund sind. Aber es zu seinem Lebensinhalt zu machen und darüber zu singen, was vor allem die 90er Youth Crew-Dudes gut konnten, ist dann doch ein bisschen komisch, wobei wenn ich dann an Bands wie Tankard denke oder ein paar Punkplatten abchecke, machen die das gleiche, nur halt mit Alkohol. Habt ihr keine Depressionen über die ihr singen könnt?
Naja. Kommen wir nun zu den Büchern.