Mein Lieblingssong zum Thema "Lauer Sommerabend"

Einmal monatlich stellen wir unsere Lieblingssongs zu einem bestimmten Thema zusammen. Das heutige Motto lautet: "Lauer Sommerabend".
Lieblingssongs Sommerabend

Sandige Füße, ein leichter Sonnenbrand und das unermüdliche Flimmern des soeben erworbenen Einmalgrills - Zeit für große Worte verpackt in ruhigen Klängen? Der vierte Streich unserer von Anbeginn liebgewonnenen Rubrik „Mein Lieblingssong“ rückt die lauen Sommerabende/-Nächte ins Rampenlicht. Vorhang auf für die besten Wegbegleiter jener meist rar gesähten Höhepunkte des Jahres.

 

Wer in diesem Setting denkt, er käme ohne einen Song des hawaiianischen Mastermind Jack Johnson aus, der befand sich wohl nie auf einem auswegloseren Holzweg. Dessen beruflicher Spagat zwischen dem Musikerdasein und der Liebe zum Surfen hört man jeder Note an. Speziell „Upside Down“ vereint alles, was ein typischer Sommerabend dringend benötigt: Unverkennbare Hooklines, keine allzu komplexen Songstrukturen und eine Menge positiver Vibes. Die anfänglichen Bongos weichen schnell dem Herzstück seiner Veröffentlichungen: Lagerfeuerromatik ohne Kitschfaktor. Johnsons behutsamer Gesang harmoniert seit jeher hervorragend mit jedem akustisch vorgetragenen Akkord. Somit ist „Upside Down“ lediglich der Repräsentant einer Vielzahl von gleichwertigen Stücken. Ich bin begeistert.

Weitere Anspieltipps: Red Hot Chili Peppers - "Otherside", H-Blockx - "Love Can't Say"

Im Campingstuhl zurückgelehnt, Marshmallows aufgespießt, und Stimme geölt; dieser Song verführt zum Augenschließen und leisem Mitsingen. Der Song „Wondering Where The Lions Are“ vom kanadischen Singer-Songwriter Bruce Cockburn ist perfekt für Lagerfeueratmosphäre mit den Menschen, die man gern hat. Mit seinen grandiosen Fähigkeiten an der Gitarre, seinem warmen, leicht nachdenklichen Gesang und dem Reggaefeeling im Song schafft es Cockburn trotz seines nun beachtlichen Alters, seiner Hörerschafft einen Feel-Good Song wie keinen zweiten zu präsentieren. Mit eingängigen Melodien, dem Frage-Antwort-Spiel zwischen Haupt- und Backgroundgesang bringt der Song eine Art Gemeinschaftsgefühl hervor. Eine Gruppe singt vor, die andere singt nach, während die Sonne am Himmel allmählich versinkt, der Himmel sich in Purpur färbt und das Feuer angenehm knistert. Wem das immer noch ‘‘zu soft“ ist, dem sei gesagt, dass Cockburn (wie in fast jedem seiner Stücke) durchaus politische, wie philosophische Botschaften versteckt hält. Vertuscht durch eben jene angenehmen Klänge singt er Zeilen wie „I had another dream about the lions at the door, they weren’t half as frightening as they were before“.  Er philosophiert über den Tod und fürchtet weniger das Unausweichliche. Die Löwen symbolisieren die Todbringer, aber er fragt sich, wo sie denn überhaut sind, treu dem Titel seines Songs. Mit der Line „Young men marching, helmets shinig in the sun, polished and precise like the brain behind the gun“ drückt der bekennende Pazifist auch in diesem Song (ähnlich wie in seinem Song „If I Had A Rocketlauncher“) seinen Unmut zum Thema (Waffen)Gewalt aus.  Dieser Song ist perfekt für jede Person bei ebenjenem sommernächtlich-lauem Klima. Ob man nun lieber philosophisch angehaucht ins Feuer blickt oder einfach mit der Gruppe singt; „Wondering where the lions are“ ist ein Muss für jede Lagerfeuerplaylist.

Weitere Anspieltipps: The Band - "The Weight", Coldplay - "Magic"

Wenn man wie ich in seinem Job die ganze Zeit seine graue Masse oberhalb des Halses zermartert und seinen langsam hinter dem Schreibtisch aufquellenden Körper nur für den Gang in die Küche bemüht oder um querschlagenden Nerf-Pfeilen auszuweichen, braucht man nachher zwei ganz wichtige kreative Ausgleiche: Sport und Ruhe. Da ich aber von Haus aus eher zur Gattung der Körperkläuse gehöre und von daher den Sport oft ausfallen lasse, widme ich mich öfter der Ruhe. Das ist besonders wichtig, wenn man acht Stunden im Büro saß und sich der Sommer draußen von seiner absolut schönsten Seite zeigt. Doch was ist schöner als ein heißer Sommertag? Ein lauer Sommerabend. Und es gibt keine schönere Entspannung, als draußen bei angenehmen Temperaturen die Musik einzuschalten und den Kopf abzuschalten. Und auch wenn ich dafür mindestens 50 Jahre zu jung bin, das geht einfach fantastisch bei Billie Holidays „Easy Living“. Manch einer wird es noch aus dem Videospiel Fallout 3 kennen. Der Song ist für alle Freunde des smoothen Jazz oder die, die es werden wollen. Dieser Song funktioniert wie ein Portal in eine andere Welt. Und ich sehe mich auf dem Rücken auf einem Fluss liegen wie Balu im Dschungelbuch.

Weitere Anspieltipps: James Blunt - "Time Of Our Lives", Julien Baker - "Turn Out The Lights"