Kolumne

Joes VaporPlaza Vol. 1: NightSwim - "M a l l A l o n e"

Willkommen in Joes VaporPlaza. In der hektischen Musikwelt, welche auf Verkaufszahlen und Massenkonsum ausgelegt ist, hat sich über die Jahre ein kleines Genre entwickelt. Anfangs als ironische Antwort auf die Konsumgesellschaft gemeint, entwickelte sich Vaporwave zu einem Phänomen und brachte unzählige Alben hervor, welche Gehör verdienen. Hier präsentiere ich nun verschiedene Alben, aktuell oder schon älter, welche einen Platz in eurer virtuellen Musikbibliothek verdienen.
VaporPlaza #1

Artist: NightSwim
Album: „M a l l A l o n e“
Erscheinungsjahr: 2018
Anspieltipp: „N a k a t o m i P l a z a“
Stil: Mall Soft
Link: https://nightswimmusic.bandcamp.com/album/m-a-l-l-a-l-o-n-e

 

Kommen Sie rein, wir haben geschlossen.

Wie klingt eigentlich ein leeres Einkaufszentrum? Was passiert, wenn die Tore zur Mall sich schließen und die Flure verwaist sind? Vielleicht liefert NightSwim mit „M a l l A l o n e“ die Antwort auf diese Frage. Mall Soft ist ein beliebtes Untergenre des Vaporwave, welches sich durch sanfte Melodien, sehr viel Hall und Hintergrundgeräusche, wie Gespräche oder klapperndes Geschirr, auszeichnet.

Ziel ist es, dass die Musik so klingt, als würde die zuhörende Person in einer Mall stehen und mit geschlossenen Augen dem Treiben zuhören. NightSwim beschäftigt sich mit einer verlassenen Mall. Es gibt keine Menschen, sondern nur die Musik. Das erschafft einen interessanten Stil.

Nicht zufällig vergleicht ein Käufer des Albums dieses mit „Twin Peaks“, einer Serie von David Lynch, welche 1990 erstmal im Fernsehen lief. Die Musik wurde von Angelo Badalamenti gemacht und schwankt zwischen ruhigem Jazz und teils unheimlichen Klangteppichen. Genau da liegt auch „M a l l A l o n e“. Die ruhigen Jazz-Melodien wabern durch das imaginäre Gebäude und erfüllen die hörbaren Hallen mit Musik. Es klingt weit und leer und nach schwach beleuchteten Fluren, ausgeschalteten Springbrunnen und einem glänzenden Marmorboden.

Wie erwähnt handelt sich um ein leeres Einkaufszentrum. Auf die Nebengeräusche, welche sonst vorkommen, hat NightSwim verzichtet und es dennoch geschafft, einen eindeutigen Mall Soft-Sound zu erschaffen. „M a l l A l o n e“ ist dabei sanft und umschmeichelt beim Hören. Die Musik ist, trotz „Twin Peaks“-Momenten, beruhigend und lädt dazu ein, mit geschlossenen Augen auf der Couch zu liegen, den Klängen zu lauschen und sich davon tragen zu lassen. NightSwims Konzeptalbum endet nach 30 Minuten, beginnt aber fließend wieder von vorn und lädt zur nächsten Runde ein.

NightSwim lädt dazu ein, in ein Einkaufszentrum einzubrechen und Musik darin zu hören. Das klingt angenehm, hypnotisch und hat Suchtfaktor. Mall Soft ist Geschmacksache und hat seine Feinde wie Liebhaber. Wer sich jedoch gerne in Malls aufhält, dem Treiben lauscht und auch schon Corp.s „Palm Mall Mars“ mochte, wird mit „M a l l A l o n e“ seine Freude haben.

Ich mag Mall Soft. Auch wenn ich den Gedanken von Musik, die klingt als wäre ich einem Einkaufszentrum anfangs merkwürdig fand, genieße ich das Genre mehr und mehr. Mittlerweile liebe ich die Ausflüge durch die Flure der großen Malls. Wem es genauso geht, sollte „M a l l A l o n e“ unbedingt hören.

I like Mall Soft. Even though it felt strange to listen to music that sounds like I’m in a mall at first, the genre kept on growing on me. Now I love my trips to the halls of the great malls. If you feel the same, you should definitely listen to „M a l l A l o n e“.