Kolumne

Joes Nagelstudio: "At The Heart Of It All" - einmal NIN ohne NIN bitte.

„At The Heart Of It All“ zählt zu meinen Lieblingsliedern und ist - welch Überraschung - von Nine Inch Nails, richtig? Nein. Es ist der einzige Nicht-Nine-Inch-Nails-Song auf einem Nine-Inch-Nails-Album. Zeit, darüber zu reden!
Zusammengerolltes Garn auf dunklem Untergrund mit der Auschrift "Nine Inch Nails - Further Down The Spiral - At The Heart Of It All" darauf

Über viele Jahre hinweg veröffentlichten Nine Inch Nails Remix-EPs und -Alben. Sei es nun die „Fixed“-EP, welche nach der „Broken“-EP kam, oder „Things Falling Apart“ nach „The Fragile“. Darauf waren unveröffentlichte Songs und eben Remixe, welche teilweise mit Hilfe anderer Künstler zustande kamen. Das Remix-Album nach „The Downward Spiral“ ist allerdings etwas besonderes.

Auf „Further Down The Spiral“ wurden Songs von „The Downward Spiral“ in neuem Gewand veröffentlicht, nachdem sich verschiedene Künstler daran beteiligt hatten. Es gibt aber einen besonderen Song darauf. „At The Heart Of It All“ ist kein Remix. Es ist ein Song von Aphex Twin, welcher einmal sagte: "I never heard the originals, I still haven't. I don't want to either, or my remixes for that matter“, als es um den Song ging.

Der Song ist der einzige Track auf einem Nine-Inch-Nails-Album, bei welchem Reznor nicht beteiligt war. Ich weiß nicht, wie Trent damals reagiert hat, nachdem er Richard D. James - also Aphex Twin - die Songfiles schickte und einen völlig neuen Song zurückbekam, aber es würde mich schon interessieren. Da Reznors Management allerdings jede meiner Interviewanfragen ignoriert, werden wir das wohl nie erfahren. 

Der Track selbst mag nicht von Nine Inch Nails sein, aber er klingt danach. Es ist ein düsteres Instrumentalstück mit Industrialsound und unglaublich atmosphärischen Synth-Pads. Die maschinenähnlichen Klänge und der warme Bass lassen den Song, welcher mit über sieben Minuten eine recht beachtliche Länge hat, zu einem entspannenden und gleichermaßen beunruhigenden Track werden. Er klingt dunkel und depressiv, aber durch die Synthies auch ein wenig sanft, beinahe wie eine traurige, alte Maschine. Der Song eignet sich perfekt für eine nächtliche Autofahrt oder um im dunklen Zimmer auf dem Bett zu liegen, die Decke anzustarren und sich in negativen Gedanken zu verlieren. 

Aphex Twin, dessen andere Werke ich nicht unbedingt höre, auch wenn ich ihn für seine künstlerische Arbeit schätze, ist für progressive elektronische Musik bekannt und wer seine Werke kennt, weiß, dass diese teils sehr fordernd sein können. „At The Heart Of It All“ ist zugänglich und auch in Richards Diskographie recht einzigartig. Immer wieder gibt es Menschen, die in Foren oder Subreddits nach Songs suchen, die so klingen, aber es scheint einfach keine zu geben.

Ich wusste nicht, ob ich ihn in dieser Kolumne besprechen sollte, aber da er auf einem Nine-Inch-Nails-Album ist, ist das wohl okay. Der Song ist auch auf dem „26 Mixes for Cash“-Album von Aphex Twin zu finden. Wer sich die Zeit nimmt und den Industrial-Drumloop nicht direkt abstoßend findet, wird mit „At The Heart Of It All“ einen genialen Instrumentalsong finden. Ich selbst habe diesen seit 2005 immer auf dem MP3-Player gehabt und mehr als einen Tag in meinem Leben auf Dauerschleife gehört. Ihr könnt euch vorstellen, wie geschockt ich war, als ich erfahren habe, dass Reznor nichts mit dem Track zu tun hatte. Aber letztlich ist es egal. Er hat es auf sein Album gepackt, weil er wusste, dass der Song gut ist und ohne ihn hätte ich „At The Heart Of It All“ nie kennengelernt. Ich kann nur empfehlen, sich die Zeit zu nehmen und den Song wirken zu lassen und die Schönheit dieses Liedes zu entdecken. Ihr werdet es nicht bereuen.