„Ich habe relativ früh gemerkt, dass mir sowas Spaß macht, dieses Vernetzen und ständig in Kontakt mit Leuten und Bands sein, eben alles was dazu gehört.“ Wenn mit einer Band ein Deal gemacht wird, dann sind das alles Handschläge, sagt Paul. Ab und zu macht man da auch schlechte Erfahrungen, aber auf Verträge in diesem Bereich sieht er lieber ab, da sonst eher eine „Business-Mentalität“ kommt und der DIY-Charakter verloren geht.
Und siehe da, es funktioniert. Eine großartige Mischung aus Zuverlässigkeit, Professionalität und freundschaftlichem Einverständnis. Schön, dass die Musikbranche dies zulässt. Man ist sofort per Du und das gibt es eben in kaum einer anderen Branche.
Im Bereich der Tour-Planung versucht Paul alles abzudecken und ein Gesamtpaket zu bieten. Von Route, über Promo, Übernachtung und Vorbands, einfach alles. Artworks kommen von der Band und über die Route wird eng kommuniziert. Meist in Deutschland unterwegs, hat Paul mittlerweile auch im europäischen Ausland Kontakte. Hier ist das Spiel mit den Mais ähnlich, man schreibt immer mehr, als man zurückbekommt. Durch das Booking erlebt man auch einige negative Sachen, zum Beispiel, dass eine Woche vor dem Tour-Start manchmal einige Termine wegbrechen. Vorbands sagen ab, Veranstalter machen einen Rückzug und dann sitzt man da. Unglückliche Vorkommnisse, doch hat man dann manchmal Glück im Unglück. Paul erzählt, dass er binnen zwei Tagen drei weitere Konzerte für eine Band organisiert hat und die Spontankonzerte die besten der Tour waren. Es bedarf also immer etwas Glück, damit solch ein großes Vorhaben wie eine Tour gelingt. Vom Haare raufen und auf den Tisch hauen zu „Ist ja noch mal gut gegangen“.
„Man versucht natürlich immer, eine Art Sicherheit zu haben, wenn man eine Band auf Tour schickt und dahinter steht“, räumt er ein. Aber bisher hat es immer funktioniert und daran muss man sich auch gewöhnen.“ Man braucht also eine gewisse Frusttoleranz, jedoch wächst man mit seinen Aufgaben und lernt durch die Erfahrung, auch wie man zum Beispiel Gagen aushandelt oder mit Absagen umgeht.
Und hier nun einige Tipps für Bands, damit zumindest eine Handvoll Fragezeichen verschwinden.
Ein Tipp sind Excel-Tabellen, um einen Überblick über das eigene Netzwerk zu behalten. Damit gewisse Abläufe einfach schnell gehen und man nicht immer kramen muss, woher man wen kennt oder wie wer heißt, ist die Tabelle unschlagbar. Ein weiter Tipp sind „geschriebene“ Mails. Copy-pasten kennt jeder, man will viel Zeug in kurzer Zeit schaffen, doch fällt dabei der persönliche Bezug hinten über. Es ist zwar nicht verkehrt, da es am Ende an der Musik liegt, ob diese ankommt oder nicht. Doch hat man direkt viel mehr Lust, einen Link anzuklicken, wenn man rauslesen kann, dass sich der Absender mit seiner vorherigen Arbeit beschäftigt hat. Wenn man einen persönlichen Bezug zu den Leuten hat, hat man direkt einen Fuß in der Tür und mehr Chancen gewählt zu werden, daher ist das Vernetzen das A und O. Tipp 3: Je mehr Promo-Material eine Band hat, desto besser, meint Paul. Videos, Fotos, Musik – viel hilft viel.
Mittlerweile ist Paul allerdings so gefragt, dass er manchmal nicht weiß, wo er die Zeit zur Planung hernehmen soll. Für einige Bands ist er zum festen Booker geworden, manchmal muss er schweren Herzens Bands absagen. Ein sehr zeitintensives Hobby eben, zumal er allein arbeitet. An Aufhören ist aber nicht zu denken, zu viel Leidenschaft und Herzblut hängen mit drin. „Ich erkenne ein Wachstum und habe zum Teil sogar Anfragen von Bands bekommen, die ich selbst gern höre. Ein größeres Kompliment gibt es nicht. Es ist ein frustrierender Job und ich kann verstehen, wenn man irgendwann die Reißleine zieht. Es ist eben viel Stress damit verbunden und manchmal nimmt man sich das zu sehr zu Herzen. Aber trotz des Zeitaufwands ist es ein Herzensprojekt und aufhören ist erst mal nicht. Wenn man zurück schaut, bleiben nämlich die positiven Erfahrungen und Erinnerungen hängen. Wie geil die Stimmung war, dass man es geschafft hat, Leute vor die Bühne zu bewegen und einen großartigen Abend auf die Beine gestellt hat."