AdW: Wie funktioniert das noch auf der Bühne, wenn man so zu sechst ist? Spielt es sich besser, wenn man auf größeren Bühnen Musik macht, oder ist es geiler, wenn man enger zusammensteht?
Tobias: Das kann man echt pauschal nicht sagen. Bei großen Bühnen kann man halt wie bekloppt durch die Gegend rennen. Doch da geht einem auch echt schnell die Luft aus. Bei kleineren Locations ist halt immer noch der Vorteil, dass die Leute ausrasten und man gemeinsam eine sehr intime Stimmung. Kassim und ich sind ja nun beide Sänger und wir wechseln uns dabei wirklich ab, wer jetzt vorne steht, gerade wenn wie bei „Everything“ mein Part am Ende ist. Ich gehe nicht von der Bühne, aber jeder soll den Platz kriegen, den er verdient hat.
AdW: Bist du eigentlich selbst noch der Mensch, der gerne auf Konzerte geht?
Tobias: Wenn ich Lust hab, ja klar. Ich kann nicht sagen, wie oft ich jetzt auf Konzerte gehe. Es macht halt immer noch Bock und ich sag nicht: „Kann ich mir nicht mehr geben.“
AdW: Und wie sieht es aus mit Pogen?
Tobias: Gar nicht mehr. Früher bin ich auf Konzerten noch übel ausgerastet und hab noch gemosht was das Zeug hält. Gerade auch mit Tobi war ich viel unterwegs, das hat sich aber gewandelt. Mittlerweile bin ich mehr der Genießer.
AdW: Denkst du, das liegt am Alter oder mehr an der Vielzahl an Konzerten?
Tobias: Ein bisschen von beidem. Ich sehe halt immer noch Leute, die deutlich älter als ich sind und trotzdem den Moshpit starten. Das Genießen kommt wahrscheinlich mehr mit der eigenen Mentalität. Im Gegensatz dazu muss ich aber auch sagen, dass es wahrscheinlich mehr die Musik ausmacht, ob man komplett ausrastet.
AdW: Würdest du bei eurer eigenen Musik auch komplett ausrasten?
Tobias: Es gibt da sicherlich welche, die es anders sehen, aber ich feiere unser Album immer noch mega-hart und höre das auch noch so gerne. Letztens in Polen war wieder eine übertrieben krasse Show, weil die dort alle komplett durchdrehen. Ich geh da auch noch gerne mit rein. Da stell ich mich halt einfach mitten in die Crowd und sehe den Jungs von unten zu, wie die beispielsweise „Everything“ zocken. Ich habe quasi meine Band angesehen. Man sieht ja nie wirklich, wie man selbst auf der Bühne aussieht. Und das war schon ein verdammt geiles Gefühl.
AdW: Hattest du Angst vor dem Album?
Tobias: Ehrlich gesagt schon, aber vor allem, weil ich Sorge hatte, unseren Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Vor solchen Leuten, die meinen, wir würden uns komplett ändern hatte ich aber keine Angst, denn das stimmt ja so nicht.
AdW: Alles, was musikalisch zu einer Band dazukommt, ist ja vielmehr als Bereicherung zu sehen.
Tobias: Genau, das denke ich halt auch. Als wir damals „Blossom“ aufgenommen haben, war das eine Phase bei mir, da ging es mir nicht so gut. Ich möchte gar nicht ins Detail gehen. Es war einfach eine Scheißzeit. Es ist unfassbar, was dein Kopf mit deinem Körper macht. Ich habe meine Shouts nicht mehr so machen können, wie es mal war. Ich wollte natürlich, dass es bestmöglich wird. Meine Stimme wollte aber nicht. Das war wirklich ein Scheißgefühl, wenn das Einzige, was man hat, auf einmal nicht mehr funktioniert. Daher hatte ich auch wirklich Angst, dass meine Stimme immer noch nicht so will, wie ich das gerne hätte. In den vier Wochen Studio muss dann halt auch alles klappen. Ich habe wirklich alles gegeben und mich bestmöglich drauf vorbereitet. Dann haben wir „Ghost“ als erstes aufgenommen und es klang dann halt schon richtig gut. Dann lief auch alles seine Zeit lang und dann kam „Blossom“. Ich habe mich auf das ganze Album gefreut, aber der Song war wirklich noch zu knacken. Dann haben wir losgelegt und es lief auf einmal echt gut. Ansonsten habe ich mich wirklich mehr auf das Album gefreut als Angst davor zu haben. Ich meine, wir haben zum ersten Mal in einem echt guten Studio aufgenommen.
AdW: Kannst du für dich den Knackpunkt ausmachen, nachdem es wieder aufwärts ging?
Tobias: Es musste irgendwie wieder bergauf gehen. Ich glaube, wenn man richtig Bock hat, dann läuft das auch irgendwann wieder. Irgendwann klappt das. Klar gibt es auch Wochen, in denen alles scheiße läuft. Ich habe aber gemerkt, dass es irgendwann irgendwie immer besser wird. Du hast immer Leute an deiner Seite. Und wenn nicht, findest du jemanden, der dir hilft. Es gibt immer jemanden, der neues Licht in die Dunkelheit bringt. Solange man Emotionen und Energie reinsteckt, wird das einfach.
AdW: Das sind wirklich wahre Worte. Nun gut. Magst du noch etwas loswerden, dass dir am Herzen liegt?
Tobias: Ja gerne. Das habe ich gerade schon angeschnitten. Wenn es jetzt um das Thema „schlechte Gefühle“ oder „negative Vibes“ geht, dann möchte ich auch bitte jedem ans Herz legen, dass wir als Band selber mit vielen Problemen dealen mussten, gerade auch im privaten Leben. Falls jemand einen zum Reden braucht, gerade vielleicht einen Außenstehenden, dann sind wir alle da. Kommt einfach zu uns.