Interview

Smile And Burn: "Ein guter Song ist wie ein Döner!"

Von einer emotionalen Achterbahnfahrt während der Tour, bis hin zu einer einsamen Insel mit drei Veganern – Smile and Burn betrachten die „Get Better, Get Worse“-Tour noch einmal mit ganz anderen Augen.

Am Samstag, nicht ganz pünktlich um 13 Uhr, durfte ich mit Philip und Sören über deren nun mittlerweile vergangene Tour zum Album „Get Better, Get Worse“ reden. Man merkte den Jungs am Anfang deutlich an, dass ein Interview nach so einer Tour erst einmal sehr ermüdend wirken kann. Doch dank wunderschönem Wetter und einem sehr sonnigen Platz an der Spree kam dann doch die ein oder anderen interessante Antwort auf.

Smile And Burn Interview

 

Album der Woche: Wie fühlt ihr euch nach der Tour ?

Philip: Wir haben heute morgen das Equipment zurück in den Proberaum gebracht und dann laufen wir so in der Sonne entlang. Und man fühlt sich wie nach einem Hollywood-Action-Film, so als ob wir nach einem großen Bankraub nochmal glimpflich davon gekommen wären oder am Ende als Superhelden die Welt gerettet hätten. Es ist ein schönes Gefühl von Abschluss gerade.

Sören: Jeder trennt sich und nimmt seinen Koffer voller Geld mit. Und jeder kann sich nochmal 10€ mitnehmen, weil die Show gestern so gut gelaufen ist. Nein, Spaß. Wir verprassen alles immer gleich.

Philip: Aber ja, es ist wirklich ein schönes Gefühl, weil die Tour so gut lief. Gerade mit der Party in Berlin zum Abschluss. Das Wetter gibt einem dann noch ein sehr gutes Gefühl, weil man die Tour quasi im Winter angefangen hat und im Frühling beendet.

AdW: Gab es Veränderungen bei der Tour im Gegensatz zu früher?

Philip: Es gab auf jedem Fall Veränderungen, auch weil wir als Headliner gespielt haben. Der Druck verändert sich einfach. Du musst als Erster da sein, die Backline muss man aufbauen, man hat als Erstes Soundcheck. Die Verantwortung ist viel größer. Man hat halt keinen 30-Minuten-Slot, sondern muss ein ordentliches Set bauen, weil die Leute wegen einem zur Show kommen.

Sören: Ist schon krass. Man trinkt viel weniger, man wird viel ruhiger, man ist viel koordinierter, man hat viel mehr Druck, aber man hat am Ende natürlich viel mehr raus, weil man merkt, dass die Leute wegen einem kommen und diese beim ersten Song schon direkt abgehen. Und das ist ein schönes Kompliment.

AdW: Was war für euch das schönste Erlebnis auf der Tour?

Philip: Christoph hat seinen eigenen Van mit unserem gesamten Equipment, mit dem vom Ton- und Lichttechniker in Frankfurt eine Nacht mit offenen Fenster stehen lassen.

Sören: In der Frankfurter Innenstadt! Wir standen dann nur davor und dachten uns so: boah, krass. Wir hatten wirklich sehr viel Glück auf der Tour mit allen Sachen. Ich glaube, es ist jeden Tag irgendwas passiert, was man nicht vergessen kann. Aber, ich glaube, dass war nach acht Jahren unsere allererste Tour, bei der wir keine Nacht auf dem Fußboden pennen mussten. Wir hatten zwar aus Gewohnheit Isomatte und Schlafsack mit, aber wir haben jede Nacht in Betten geschlafen und das war einfach ein megageiles Gefühl.

Philip: Wir haben auf der einen Donots-Tour in Bielefeld im Ringlockenschuppen gespielt. Und dann haben wir bei einer Bekannten von unserem Tontechniker gepennt und die hatte gerade frisch ein Kind bekommen. Wir haben zu fünft auf dem Boden im Kinderzimmer gepennt. Bei Tag Rockstar, bei Nacht Kind.

AdW: Was war im Gegensatz dazu das schlimmste Erlebnis der Tour?

Philip: Ganz klar: meine Gesundheit. Nach der dritten Show ist meine Stimme schon weggebrochen und ich hab mich durch die nächsten durchgekämpft. Dann mussten wir die Show in der Schweiz absagen. Wenn du dann auf der Bühne stehst, dein In-Ear-System ausfällt, deine Stimme versagt, denkst du dir dann auch einfach nur: „Ich will nach Hause“. Wenn du auf der Bühne stehst und das Sprechen bei den Ansagen schon weh tut, ist das der absolute Worst-Case.

Sören: Wir haben uns jetzt nicht angezickt, aber die Stimmung an dem Tag, als der Gig ausfiel, war schon sehr gedrückt.

Philip: Es ist halt auch ein Scheißgefühl, wenn du der Grund bist, aus dem eine Show ausfällt.

AdW: An welchem Abend wurde am meisten getrunken?

Sören: Für mich persönlich war das in München der Fall. Ich saß mit Freunden abends am Tisch und wir haben zu dritt eine Flasche Rotwein getrunken. Das war das, wo ich am Meisten getrunken habe. Philip hat glaube ich gar keinen Alkohol angerührt.

Philip: Unsere Techniker haben so ziemlich am meisten getrunken. Die waren eigentlich an jedem Abend sternhagelvoll.

Sören: So als Vorband trinkt man halt auch immer genügend, haben wir bei den Donots auch gemacht. Und so haben es auch die Deadnotes gemacht. Und da kam auch immer wieder der Spruch von den Technikern: „Eyy ja, die Deadnotes haben schon wieder das Bier aus dem Backstage weggetrunken!“ Und irgendwann kam einer rein und es war wirklich kein Bier mehr da, und da wurde es für eine Sekunde ernst.

Philip: Ich habe das Gefühl, dass dieses Säufer-Image von uns langsam abfällt.

Sören: Dafür kommt möglicherweise mehr dieses Musiker-Image hoch, wo die Leute sagen: „Heya, das Konzert war ganz gut.“

AdW: Hattet ihr irgendwelche bestimmten Ziele für die Tour?

Sören: Bei anderen Touren hatte ich immer so ein bis zwei Shows dabei, wo nicht alles glatt lief und man hat sich einfach mit runter ziehen ließ. Wir wollten einfach die Musik wichtiger machen als diese Aftershow-Sache. Da hab ich mir gesagt: „Egal, was is'. Du ballerst einfach jedes Mal das Ding komplett durch.“

Philip: Egal, wie steif die Leute waren. Wir haben es immer spätestens ab der Hälfte oder dem Ende geschafft, die Leute mitzureißen.

AdW: Sind eure Ansagen geskriptet?

Philip: Man hat natürlich so seine Stellen, bei denen man die Leute zum Mitklatschen animieren will, das ist ja klar. Aber im Grunde ist es einfach Bullshitgelaber.

Sören: Das ist echt fies. Es gibt halt auch manchmal nur einen Song im Set, bei dem ein Circle Pit Sinn ergeben würde. Und das sagen wir dann auch. Nach zwei Wochen hat man auch das Set gut im Gedächtnis und dann wiederholen sich schon mal Ansagen, aber im Grunde will ich das eigentlich immer sehr spontan halten. Wenn aber einer Bock hat, die Ansagen komplett zu zerschießen, auf die Bühne kommen und irgendetwas anderes ins Mikro schreien will: jederzeit gerne.

AdW: Wenn ihr mit einer Band gemeinsam Touren dürftet, welche wäre das?

Sören: Wolly hatte das mal sehr schön zusammengefasst. Wir waren auf Tour mit den Donots und das war alles sehr freundschaftlich und familiär im Backstage. Die haben uns auch immer den Wodka geschenkt, weil die den selber nicht getrunken haben. Und da sagte er: „Es ist mir scheiß egal, wer die Band ist, hauptsache die sind so geil drauf wie die Donots.“

AdW: Wie viele Shirts habt ihr für die Tour drucken lassen?

Philip: Das ist wirklich die überraschendste Frage von allem.

Sören: Nur T-Shirts? Wollt ihr unsere Verkaufszahlen wissen oder was?

AdW: Eigentlich wollen wir wissen, wie das Verhältnis von verkauften und verschenkten Shirts ist.

Sören: Okay, das Verhältnis ist schon echt krass. Neu drucken lassen haben wir glaube ich 100 Stück. Zwei Designs á 50 Shirts und dann hatten wir aber noch ziemlich viele Restbestände. Und dann hatten wir auch noch diese “Action Action”-Shirts. Nun heißt die Tour und das Album ja aber nicht mehr so. Wir wollen die Shirts halt dennoch irgendwie anbieten, aber auch nicht ramschig für 5 Euro verkaufen - es sind ja schon noch mit Liebe bedruckte, fair gehandelte Shirts. Und dann haben wir das mit dem Verlosen einfach soo hart übertrieben.

Philip: Ab der Release-Party und dem Live Stream haben wir einfach viel zu viel Gas gegeben.

Sören: Wir haben auch immer noch nicht alle verschickt. Und es ist halt auch so, dass wir für die nächste Rutsche, die wir noch verschicken müssen, neue nachdrucken müssen.

Philipp: Aber ich finde, das ist okay. Am Anfang hat man halt noch so ne Strecke, wo man die Leute safen muss.

AdW: Was macht für euch einen guten Song aus?

Sören (Anm. d. Red.: Gitarrist der Boygroup): Für mich eigentlich immer nur der Text. Ich hatte schon viele Songs, von denen ich null überzeugt war und dann ist so eine Killerline drüber, die mich krass bewegt. Dann gibt der Song für mich sehr viel her. Wenn es irgendwas ist, worauf ich mich beziehen kann, was meine aktuelle Situation gut beschreibt, aber auch gleichzeitig sehr allgemein ist, macht das für mich einen guten Song aus.

Philip (Anm. d. Red.: Sänger der Boygroup): Bei mir ist es eindeutig das Instrumentale. Wenn es in mir eine physische Reaktion gibt, sei es, dass ich einen Kloß im Hals habe, dann macht das für mich, natürlich in Zusammenhang mit dem Gesang, einen guten Song aus. Ich hab mir noch nie darüber Gedanken gemacht. Ich meine: wenn's schmeckt.

Sören: N' Döner! Ein Song muss sein, wie ein Döner! Mit viel Fleisch und ohne Salat.

AdW: Wie viel Songs von „Get Better, Get Worse“ wären demnach ein guter Song?

Philip: 9. Für mich fällt „All Be Okay“ leider ganz klar raus. Ich hab den von der Demo auf der Warschauer mit Kopfhörern gehört und hatte überall Gänsehaut. Instrumental mega geil, aber gesanglich und textlich hab ich dabei einfach nicht das geliefert, was für mich den Song zu einem richtig geilen Stück macht.

AdW: Okay, jetzt nun eine kleine Schnellfragerunde á la unnützes Wissen: Pfeffi oder Kirsch?

Sören: Pfeffi.

Philip: Alles beides räudig.

AdW: Frühaufsteher oder Langschläfer?

Sören: Langschläfer.

Philip: Frühaufsteher.

AdW: Kino oder Netflix?

Beide gleichzeitig : Kino. (Symbolisches Highfive.)

AdW: Skinny Jeans oder normale Hosen?

Sören: Skinny.

Philip: Hast du dir mal meinen schmalen Unterbau angeguckt? Definitiv nicht Skinny.

AdW: Schwarz oder Bunt?

Sören: Schwarz.

Philip: Schwarz.

AdW: Wenn ihr als Band auf einer einsamen Insel landen würdet, was würdet ihr mitnehmen? (5 Gegenstände)

Sören: Kamera. Löffel.

Philip: Eine Gitarre.

Sören: Handcreme ist auch sehr wichtig!

Philip: Schnaps würden wir wahrscheinlich versuchen, selbst zuzubereiten.

Sören: Naja, vielleicht noch eine Flasche Rotwein.

Philip: Ich würde eher den Weißwein mitnehmen.

Sören: Ja gut, damit wir geschwätziger werden.

AdW: Und wer müsste wahrscheinlich zuerst auf dieser Insel dran glauben?

Sören: Ich glaube auf jeden Fall Saschi. Er ist glaube ich der urbanste, derjenige, der am meisten Komfort brauch und der am mäkeligsten ist, wenn es irgendwie nicht geil ist.

Philip: Wenn es jetzt darum gehen würde, jemanden zu schlachten, damit man ihn essen könnte, wen würde man da nehmen?

Sören: Na gut, ich bin der schlankste von uns, also mich sicherlich nicht. An mir ist nichts dran. Ehrlicherweise hat Philipp am meisten Muskeln, also wäre er wohl der Erste.

Philip: Das Gute ist aber, dass drei Leute aus der Band Veganer sind, das heißt, Wolly und ich überleben auf jeden Fall am Längsten.