Captain Capa: "Wir wollen einfach gemeinsam tanzen!"

Jaja, Zeitorganisation ist schon so eine Sache. Aber es ist schön zu merken, dass es auch noch andere Menschen gibt, die so verpeilt sind, wie ich es selbst bin. Dazu zählt zum Glück auch Hannes von Captain Capa. Aber so hatte man wenigstens einen schönen Gesprächseinstieg. Neben den Erwartungen an die baldige Release-Tour sprachen wir auch über die Veränderungen im Entstehungsprozess zum neuen Album.
Captain Capa

AdW: Eure neue Platte „This is Forever“ erscheint am 28. April über Audiolith. Wie zufrieden bist du selber mit dem Album?

Hannes: Ich bin tatsächlich super zufrieden. Es war diesmal ziemlich knifflig, diese Platte zu machen. Das dritte oder vierte Album ist immer am Schwierigsten. Die Leute, die einen schon kennen, erwarten natürlich etwas und freuen sich auf manche Sachen. Du willst aber natürlich selber etwas machen, was dich voran bringt. Und es war diesmal echt eine Herausforderung, selbst zu wissen, wie die Platte klingen und wohin sie gehen soll. Und da bin ich jetzt total zufrieden, dass endlich der Knoten geplatzt ist. Wir haben uns diesmal gesagt, dass wir uns vollkommen auf uns selbst verlassen und haben alles gemacht, worauf wir Lust hatten.

AdW: Denkst du, dass der Release doch noch einige Diskussionen aufwirft, weil die Platte ja sehr anders klingt als die Vorgänger?

Hannes: Das ist eine gute Frage. Ich bin tatsächlich generell immer super aufgeregt, wenn wir irgendwas veröffentlichen. Wir sind ja eine Band, die extrem viel kommuniziert und kriegen daher sofort direktes Feedback. Aber diesmal wollten wir uns vor irgendwelchen Kommentaren lösen, so was wie „Ey, macht doch mal was wie ganz, ganz früher“ und unsere erste Reaktion war dann meistens auch „Scheiße, scheiße, wir müssen jetzt wieder so was machen, wie ganz, ganz früher.“ Wir wollten unserer kreativen Energie freien Lauf schaffen. Aber ja, wir sind auf alle Fälle sehr gespannt.

AdW: Was war der konkrete Unterschied bei der Schaffung im Gegensatz zu den Vorgängern?

Hannes: „Foxes“ fühlte sich eher wie ein Konzeptalbum an. Alle Songs sind in einer relativ kurzen Zeit entstanden. Zudem hatten die Songs eine Art Oberthema, dadurch war es sehr homogen. Teils aber auch düster, weil sehr viele negative Gedanken mit hinein geflogen sind. Und eigentlich wollten wir lieber wieder den Spaß im Vordergrund haben, ohne uns zu überlegen, ob die alle in eine Kiste passen. Und es war halt echt so, dass wir schon viele Ideen hatten, die wir aber vor einem Jahr alle verworfen haben. Es war mehr wie ein Hobby im Studio, und nicht so, dass eine Band wieder eine neue Platte machen muss. Klar, es ist ja auch unser Beruf, Musik zu machen, daher war es natürlich auch anstrengend. Aber auch, weil wir lange gefriemelt haben und sehr ins Detail gegangen sind.

AdW: Die neue Tour steht auch schon vor der Tür. Gibt es schon Proben und wenn ja, wie laufen die?

Hannes: Das ist bei uns immer so ein bisschen tricky, weil die Songs ja hauptsächlich am Rechner entstehen. Erst bauen wir das komplett elektronische Live-Set, bei dem wir überlegen, wie und was wir live spielen. Und dann, wenn wir das fertig haben, gehen die Proben los.

AdW: Hast du dir für die Tour spezielle Ziele gesetzt?

Hannes Motto: „Lass einfach mal wieder Freunde sein, die auf Tour fahren.“

 

AdW: Mit welchen Überraschungen darf man auf der Tour rechnen?

Hannes: Wir haben uns einiges überlegt, gerade in Berlin, Hamburg und Leipzig. Unter anderem haben wir einen richtig coolen Support dabei – Chai Khat. Wir haben noch einige coole DJs eingeladen und legen auch selbst auf. Allgemein soll der Abend unter einem netten, angenehmen Stern stehen, wo die Leute nicht einfach nur kommen, um eine Band zu sehen, sondern einen schönen, netten Abend zusammen zu haben.

AdW: Kannst du dich noch mit den alten Captain Capa Songs identifizieren?

Hannes: Ja, eigentlich schon. Wir sind jetzt keine Band, die sich um 180 Grad gedreht hat. Es war schon immer Popmusik mit allen Ecken und Kanten. Klar, ich finde jetzt viele Sachen doof und ich würde sie nicht mehr so machen, aber am Ende stehen sie immer noch für eine Zeit in unserem Leben. Es gibt so ein paar Sachen, die man auf der Bühne nicht mehr hören kann. Ich finde es dennoch immer doof, wenn Bands sich von ihren alten Sachen so distanzieren und diese nicht mehr live spielen. Allerdings ist der Pokemon Remix für tot erklärt worden.

AdW: Wärt ihr live dann noch in der Lage, auf spezielle Wünsche einzugehen?

Hannes: Es kommt drauf an. Das Ding ist, dass es so ein Live Set gibt, in dem die Bauteile eines Sets drin sind. Grundsätzlich haben wir alles dabei, aber es gibt so ein paar Nummern, die total abgefahren sind, bei denen wir erstmal überlegen müssen, wie wir die Songs rausballern. Noch eine Möglichkeit wäre, den Song in einer Unplugged-Version zu spielen, aber das will ja auf einem Electro-Konzert keiner hören.

AdW: Welche Musik hat euch zu dem Album „This Is Forever“ inspiriert ?

Hannes: Wir hören halt alle auch total unterschiedliche Musik und sind total offen, daher ist es halt so, dass die Songs einzeln von bestimmten Sachen inspiriert waren. Das Studio war in Leipzig, ich wohne aber woanders und musste daher immer pendeln und hin und wieder mal eine Nacht in Leipzig pennen. Und auf den Fahrten hab ich dann ganz viel Mainstream Pop gehört, so richtig das volle Programm mit Chainsmokers und Selena Gomez und so, also das richtig harte Zeug und hab mir dann im Gegensatz immer Podcasts angehört, bei denen eben solche Songs zerlegt und analysiert wurden. Und ich glaube, da sind viele Sachen auch rübergesprungen. Es sind ja auch ein paar R'n'B Sachen drauf, weil wir halt alle Drake-Fans sind. Bei “Savescummer” haben wir zum Beispiel auch viel alte Nintendo-Core-Sachen gehört. Es war echt ein totales Durcheinander.

AdW: Ist es beabsichtigt, dass der erste Song “Nightwings” und der letzte Song “Anomaly 87.1” mit einem In- und Outro belegt sind und somit den Ein- und Ausstieg bilden?

Hannes: Das Album als Format ist ja eigentlich schon tot. Man hört Spotify-Playlisten und jeden Song einzeln. Wir haben aber in den letzten Jahren wieder gemerkt, wie geil es ist, ganze Alben durchzuhören. Und deswegen war es uns wichtig, dem Album wirklich ein Album-Feeling zu geben.

AdW: Eure kommende Tour geht ja nur durch sechs Städte. Habt ihr euch absichtlich für genau diese Stopps entschieden?

Hannes: Die erste Entscheidung war, dass wir die Release-Show in Leipzig machen müssen. Früher war ja Erfurt unsere Base. Seit dem Besetzungswechsel wurde das aber irgendwie Leipzig, weil wir unser Studio auch dort hatten, unser Gitarrist dort wohnt und wir da viele Leute kennen. Hamburg und Berlin liegen ja auch ein bisschen auf der Hand, weil die erstens weit genug entfernt liegen, und zweitens unser Label dort sitzt. Und die restlichen Städte haben wir mehr nach persönlichen Präferenzen ausgesucht. Nürnberg werfen wir immer gerne in den Topf. Natürlich will man aber auch immer flächendeckend touren.

AdW: Was ist für dich die schönste und schlimmste Tourerfahrung, die du je gemacht hast?

Hannes: Auf die Gefahr hin, dass ich das schon des Öfteren gesagt habe, aber ich glaube, die Amerika-Tour 2014 war so alles Schöne, was es so am Touren und am Band-Dasein gibt, gleichzeitig aber auch das Schlimmste. Die Erfahrung, mit 70 Bands auf der Vans Warped Tour unterwegs zu sein, war schon unfassbar. Die ganzen Städte zu erleben und durch Amerika zu reisen war wahnsinnig faszinierend, aber es war auch gleichzeitig knüppelhart. Es war so eine Art Bootcamp für Bands, ein wirklich einschneidendes Erlebnis.

AdW: Die neue Platte hat ja nicht sonderlich viel „schwitzende“ Elemente. Was denkst du, wie die Leute sich zu der Musik bewegen werden?

Hannes: Man merkt ja beim Einspielen, wie man sich selber dazu bewegt. Ich glaube, es gibt so ein paar Nummern, wie “Savescummer” oder “Clarendon”, die live schon ganz nach vorne gehen. Ich glaube schon, dass man da einen kleinen Mini-Moshpit aufbauen kann. Es gibt ja immer so das Bild, dass man auf Konzerten voll abgehen muss. Wir waren selber in den letzten Jahren auf total vielen Konzerten, die halt auch so total dynamisch waren, bei denen man zu jedem zweiten Song nur getanzt hat. Wir wollen auch einfach gemeinsam tanzen.