Interview

Von wegen Lisbeth: "Wir sind praktisch obdachlos!"

Für mich begann das Kosmonaut Festival exakt 14 Uhr mit dem Interview mit Von Wegen Lisbeth. Ich war selbst sehr gespannt, wie die Jungs charakterlich drauf sind. Am Ende durfte ich bei einem Interview noch nie so sehr lachen. Wir sprachen über die Hintergründe ihrer Texte, die Jugend und insgeheime Träume.
Von Wegen Lisbeth Interview

AdW: Ist Becks Ice für euch richtiges Bier?

Matze: Nein.

Julian: Nö.

AdW: Was ist dann euer Lieblingsbier?

Matze: Berliner Kindl.

Julian: Bei mir nicht. Ich glaube, aufgrund seiner Geschichte, Andechs. Da hat Matze das erste mal..

Matze: Gekotzt.

Julian: Ja, auf seinen Regenponcho. Wir sind mit dem Fahrrad zum Kloster Andechs gefahren, der dann irgendwie nur noch eine halbe Stunde offen hatte, weil wir uns zeitmäßig etwas vertan hatten. Und dann haben wir gedacht, wir müssten einfach so viel Bier bestellen, wie wir Geld mit hatten und dann mussten wir das auch austrinken. Nach der halben Stunde wollten die uns dann halt auch rauswerfen.

Matze: Und danach haben wir noch versucht, ein Zelt aufzubauen. Wir haben bei einem Bauern auf dem Feld gepennt und der war sehr steil und voller Schlamm. Es hat den ganzen Tag geregnet und der Acker war so durchgepflügt.

Julian: Ja, ich hab oben geschlafen und das war richtig dumm, weil ich die ganze Zeit immer runtergerollt bin.

Matze: Praktisch in meine Kotze. Und Julian, unser Schlagzeuger, hatte richtig Angst, dass uns am nächsten morgen der Bauer erwischt, weil wir auf dem Feld gepennt haben.

Julian: Da hat er den Wecker extra auf halb fünf gestellt, damit wir zeitig genug weggehen. Und Matze hat die ganze Nacht durchgereiert.

Matze: Und wir hatten keinen Schluck Wasser mehr und um halb fünf hatte in diesem Kaff noch nichts offen.

Julian: Wir haben dann auf dem Dorfplatz gechillt und jeder Bauer, der an uns vorbei gefahren ist, war total schockiert von uns, weil wir mit unseren Schlafsäcken richtig wie Penner aussahen. Das ist echt eine tolle Geschichte.

Von wegen Lisbeth Interview

AdW: Gibt es Lisa wirklich?

Matze: Nein. Nicht wirklich. Man muss halt auch schauen, was sich gut reimt und wie der Flow passt.

AdW: Wie viel Jugendphase steckt in euren Texten?

Matze: Ich glaube gar keine. Die meisten Texte hab ich danach geschrieben.

Julian: Mit 14 bis 18 hatten wir so einen Pipi-Kaka-Humor. Ich glaube, da wäre richtig viel Scheiße bei rausgekommen.

AdW: Glaubt ihr, dass die heutigen 15-Jährigen anders sind, als ihr mit 15 wart?

Matze: Ich kenne halt niemanden, der 15 ist.

Julian: Doch, ich schon. Meine Großcousine ist 15.

Matze: Und wie ist die so?

Julian: Ja, die ist kacke. [ironischer Ton] (*alle lachen herzlich*) Dieses ganze YouTuber-Zeug und das Handygedöns ist heute halt ein viel größeres Thema. Bei uns war das eher MySpace.

AdW: Was ist denn eigentlich eure Kneipe?

Julian: Wie die heißt, verraten wir nicht.

Matze: Aber sie ist sehr schön. Wobei, eigentlich haben wir gerade keine. Wir hatten mal eine, aber aus diversen Gründen können wir da nicht mehr hin. Dann hatten wir eine andere, aber da können wir auch nicht mehr hin.

Julian: Wir sind praktisch obdachlos. Es ist echt eine schwierige Zeit. Nachdem wir die erste Stammkneipe verlassen mussten, hat Julian dann so eine riesige Excel-Tabelle erstellt und ein krasses System entwickelt. Das hat dann echt gut funktioniert. Doch aus diversen Gründen hat es mit der nächsten Kneipe dann auch nicht mehr geklappt.

AdW: An welchen Ort würdet ihr gerne einmal reisen?

Matze: Es gibt viele Orte, an die ich gerne mal reisen würde. Ich würde gern mal nach Patagonien. Einfach nur, weil es geil klingt.

Julian: Ich würde gerne mal wieder nach Italien und einen Espresso trinken. Ich war schonmal in Italien. 1986. Aber da hab ich keinen Espresso getrunken. Das ist so ein Traum seit einem Jahr, dass ich an einem Piazza sitze, mit einer italienischen Zeitung, obwohl ich kein Italienisch kann, dann die Beine auf den Tisch legen, später noch eine Pasta essen und einen Aperol Spritz trinken gehen.

Matze: Italien ist das geilste Land der Welt. Das will ich kurz festhalten.

Von Wegen Lisbeth Interview

AdW: Wenn ihr ein Festival organisieren dürftet, wo wäre das und wer wäre der Headliner?

 

Julian: Entweder Orgy oder Popperklopper.

Matze: Ich feier es sehr, dass Terrorgruppe auf dem Kosmonaut spielt.

Julian: Beyoncé wäre ein geiler Headliner. Ich wüsste gerne, was sie auf ihren Rider schreibt, was sie alles will.

Matze: Ich fände es geil, wenn wir es in irgendeinem random Garten machen und der Besitzer davon nichts weiß. Das Festival würde zwar total den Bach runter gehen, aber die Schlagzeilen wären geil.

AdW: Welche Band würdet ihr selber gerne live sehen?

Matze: Tame Impala.

Julian: Es gibt viele Bands, die ich mir gerne angesehen hätte, die es jetzt gar nicht mehr gibt. David Bowie muss mega krass gewesen sein. Genesis auch. Talking Heads hätte ich auch gerne einmal gesehen.

AdW: Wenn ihr eine Superkraft hättet, welche wäre das?

Matze: Gedankenlesen würde einen glaube richtig fertig machen. Fliegen wäre sicher geil.

Julian: Ich weiß gar nicht mehr, wer das gesagt hat, aber einer meinte, er hätte gerne die Superkraft, nie richtig hinzufallen, sondern immer so 5 Zentimeter über dem Boden zu schweben. Das wäre eine richtig geile Fähigkeit. Das wäre swaggy.

AdW: Welche Frage wolltet ihr schon immer gestellt bekommen?

Matze: Seht ihr wirklich so gut aus? (*wiederholt lautes Lachen*)

Julian: Ich vermisse in letzter Zeit wirklich diese Konsistenz. Uns werden oft belanglose Fragen gestellt, aber vielleicht haben wir uns das auch etwas selber eingebrockt.

Matze: So was wie: „Wärst du früher auch ein Nazi gewesen?“

Julian: Ungefähr. Diese tieferen Fragen vermisse ich. Du hast zum Glück nicht diese Standard-Fragen gestellt. Wir verlieren sicher oft den Ernst bei Gesprächen, aber der kommt sicher schnell zurück, wenn die Fragen geil sind.