Sean Harmanis von Make Them Suffer im Interview: Wagnisse

Die letzten Monate haben viel Veränderung in den Band-Alltag von Make Them Suffer gebracht. Frontmann Sean Harmanis lässt sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen.

Ereignisarm ist die aktuelle Zeit bei den australischen Deathcore-Querdenkern Make Them Suffer beileibe nicht. Im Juli verließen drei Mitglieder die Band, mit Jaya Jeffery und Booka Nile stießen dafür zwei neue hinzu. Es ist bei weitem nicht der erste Besetzungswechsel einer Band, der man manchmal die Frage stellen könnte, warum sich ihre Kreise stets in einem solchen Wandel befinden. Immerhin ist Sean Harmanis mittlerweile das einzige verbliebene Original-Mitglied. „Das ist schon wieder ein anderes Gefühl als vorher, aber das muss nicht unbedingt etwas Negatives sein“, erklärt dieser seine aktuelle Gefühlslage. „So lange in einer Band zu sein und so viel zu touren kann dir wirklich einiges abverlangen.  Manchmal fällt es da schwer, die Motivation zu finden, und frisches Blut kann da sehr hilfreich sein. Die beiden haben große Lust auf das Projekt und geben ihm neues Leben.“

Einfluss auf die neuen Songs der Platte „Worlds Apart“ haben die neuen Mitglieder keinen gehabt. Harmanis ist zusammen mit Nick McLernon nach wie vor Haupt-Songwriter seiner Band. Trotzdem wirkt die neue Platte anders als ihre Vorgänger, denn was sich auf dem Vorgänger „Old Souls“ schon angedeutet hatte, tritt auf dem neuesten Werk der Australier noch stärker in Erscheinung. Der erbarmungslos brutale Sound der ersten Veröffentlichungen weicht kontinuierlich epischer Synthesizer-Orchestrierung, die die Songs von Make Them Suffer fast in eine Art „Metal-Sinfonie“ verwandeln. Ihr neues Album hatte die Band mit der Single „Ether“ angekündigt, die genau das verkörpert und für die Band durchaus ein Wagnis darstellte. „Zum Glück haben wir für ‚Ether‘ sehr positives Feedback bekommen. Das hat uns den Mut gegeben, unsere Musik weiterzudenken und in neue Richtungen zu bringen. Wir fühlen uns von unserem Songwriting nicht länger eingegrenzt. Das bedeutet nicht, dass wir nicht auch wieder zu einem härteren Sound zurückgehen würden, aber wir fühlen uns beim Schreiben nun einfach freier. Wir wollen uns nicht länger an das binden, was die Leute aufgrund alter Platten von uns erwarten.“

Tatsächlich stellt „Worlds Apart“ für Make Them Suffer in vielerlei Hinsicht unergründetes Terrain dar. Für Harmanis ist das so bemerkenswert, dass er die Platte für seine Band „als Beginn einer neuen Ära“ bezeichnet: „Mir ist immer etwas unruhig, wenn ich darauf warte, was die Menschen zu unserem neuen Material sagen. Aber am Ende des Tages werden wir nichts veröffentlichen, was uns nicht gefällt. Das ist das Allerwichtigste für mich. In unser Songwriting stecken wir mehr Arbeit als in jede andere Aktivität unserer Band. Dadurch fühlt es sich für mich manchmal sogar so an, als würden wir andere Bereiche vernachlässigen. Aber wenn wir nach so langer Zeit Songs haben, hinter denen wir alle stehen, dann können wir mit unseren Ergebnissen zufrieden sein.“ Das Wagnis scheint gutgegangen zu sein: Am heutigen Abend in Hamburg spielen Make Them Suffer ihre allererste Headline-Show in Deutschland. So langsam scheint sich der weitergedachte Sound der Australier auch in den Köpfen des Publikums zu etablieren. Wohin das noch führen soll? „Ich würde mit kommenden Alben am liebsten eine Brücke zwischen ‚Neverbloom‘ und den neuen Platten schlagen. Bis dahin müssen wir aber wohl noch viele Diskussionen führen.“