Drei Dinge spielen in unseren „Kreuzverhören“ die wesentlichen Rollen: Zum einen derjenige, der sich die zu besprechende Platte aussucht. Hinzu kommt die Platte als solches und die Meinungen, die die Beteiligten zum jeweiligen Album haben. Diese Meinungen sind die große Unbekannte in diesem Spiel. Mir wäre es in dieser Runde aber auch mit großer Wahrscheinlichkeit gelungen, neben meiner Meinung auch den Redaktionskollegen zu definieren, der für Kosslowski und „Lynch die Welt“ verantwortlich ist. Aber unabhängig davon, dass ich die Platte aus irgendwelchen Gründen sofort meinem Kollegen Merten zuordne; kommen wir zum Wesentlichen. Kosslowski machen mit den ersten Klängen von „Erste Geige“ sofort und unmissverständlich klar, wohin die Reise auf „Lynch die Welt“ geht. Der mit einem ganzen Haufen Rock überschüttete Screamo-Hardcore-Mischmasch der Band ist dauerhaft gitarrenbetont und die Vocals werden so in die Ohren gespuckt, als wäre jeder Tropfen Spucke, der dabei aus den Mündern der singenden Kollegen fliegt, von trotziger Leidenschaft geschwängert. Mich hat man in dem Moment als aufmerksamen Zuhörer gewonnen, wenn man ungewöhnliche, nachdenkliche Textzeilen benutzt. Auch an diesen mangelt es Kosslowski nicht (Beispiel: „Die Welt ist der schlimmste Ort der Welt“). Ansonsten geht es größtenteils mit hohem Tempo durch die Titel mit herrlichen Namen wie „Des Pudels Kern“, „Wattenscheid“, „Firlefanz“, „Jubel, Trubel, Scheiterzeit“ - genau mein Geschmack. Auszugsweise und an bestimmten Stellen erinnert mich der Gesang unweigerlich an Fjørt, die ebenfalls voll in Mertens Geschmack liegen und die genau wie Kosslowski wohl ohne die Redaktionsarbeit nie den Sprung in meine Playlists gefunden hätten – dickes DANKE dafür! Vielleicht kommt daher die direkte Zuordnung der Platte zu ihm. Diese Aussagen sollen beide Gruppen keineswegs musikalisch in ein und dieselbe Schublade stecken, aber wer beide kennt, wird an den entsprechenden Stellen wissen, was ich meine. Und wer die einen eh schon mag, wird von der jeweils anderen Band bestens unterhalten sein.