Die Top 5 (+X) Alben 2016 von Jakob

Das Jahr ist fast vorüber und unsere Redakteure wurden genötigt, aus den ganzen tollen Alben des Jahres fünf Lieblinge herauszufischen. Lest hier, welche Alben Jakob dieses Jahr besonders beeindruckt haben.

Aus musikalischer Perspektive war 2016 für mich vielleicht das beste Jahr meines Lebens. Für mich bot es unglaublich viele großartige Konzerte, tolle neue Platten meiner Lieblingskünstler und vor allem eine Fülle von Neuentdeckungen. Eine Auswahl meiner Lieblingsplatten ist mir daher sehr schwer gefallen und ich komme wohl nicht umhin, abschließend noch ein paar mehr als meine fünf Lieblingsalben zu erwähnen. Im Folgenden auf jeden Fall die Liste der Werke, die mein Jahr 2016 geprägt haben.

Review: FJØRT - "Kontakt"

Mit „Kontakt“ setzen FJØRT sich selbst ein kleines Denkmal. Die Post-Hardcore-Band aus Aachen liefern 11 Songs mit klugen Texten, knackigen Drums und spannenden Gitarren-Riffs ab. Melancholisch, wütend, wunderbar anregend. Pflichtkauf.

Sollte es nach dem schon fulminanten Debutalbum noch irgendwelche Zweifel an der Klasse der Aachener Posthardcore-Giganten geben, sind diese wohl spätestens seit „Kontakt“ unumstößlich ausgemerzt. Jeder der 11 Tracks ist eine eigene musikalische Welt, die den ausgefeilten Sound der Band sinnvoll erweitert, ohne dessen Wurzeln zu vergessen. Musik, deren poetische Schönheit sowohl zum Abgehen als auch zum Träumen einlädt – ein Spagat, wie er wohl keiner anderen Band gelingt.

Heisskalt - Vom Wissen und Wollen

Es war das frühe Jahr 2013, als vier Jungs aus Stuttgart mit ihrer Single „Hallo“ einen kleinen Szenehit landeten. Der Song strotzte nur so vor Energie, ließ niemanden stillstehen und war einfach verdammt catchy. Jetzt, dreieinhalb Jahre danach, veröffentlicht ebenjene Band mit dem Namen „Heisskalt“ ihr nunmehr zweites Album – und zeigt damit, wie sehr der verworrene Bandname zu ihnen passt.

Was Heisskalt auf ihrer zweiten Platte an Tiefe bieten, zeichnete sich nach ihrem ersten Longplayer vielleicht schon etwas ab, so zu erwarten war es dann aber doch nicht. Dafür sind die Songs des neuen Albums viel zu variabel, komplex und verworren. Eine Platte, die auch nach dem hundertsten Mal hören neue Entdeckungen bietet und so immer spannend bleibt. Ein unheimlich packendes Kunstwerk, das sich stilistisch kaum einordnen lässt und so ganz neue Dimensionen im musikalischen Kosmos eröffnet.

PUP - The dream is Over

Was tut man, wenn man als Sänger von seinem Arzt die Diagnose bekommt, seine Stimme nie wieder benutzen zu können? Sänger Stefan Babcock weiß die Antwort: Man nimmt eine Platte von so brachialer Gewalt auf, dass jeder Doktor der Welt vor Schreck sein Klemmbrett fallen lassen muss und nie wieder wagen würde, seinem Patienten auch nur irgendeinen Ratschlag zu geben.

Wer im Jahr 2016 zu lautem Gitarrengeschrammel abfeiern will, der kommt an PUP nicht vorbei. Die Songs von „The Dream Is Over“ fesseln mit ungeheuerlichen Riffs, Tempo und musikalischer Originalität ohne dabei die Substanz zu verlieren. Ein Feuerwerk für Garage-Punk-Fans und der persönliche Mittelfinger von Sänger Stefan Babcock an jeden, der nicht an ihn geglaubt hat.

Touché Amoré - Stage Four

Im Leben eines jeden Musikfans finden sich immer wieder die Momente, in denen ein Song, eine Platte oder eine Band die eigene Seele mit mehr bewegt als nur mit großartiger Musik. Es sind diese Werke, in denen Künstler mit ihren Klängen Geschichten erzählen, die Mark und Bein erschüttern und so gewaltig sind, dass es unmöglich ist, die CD nur als Hintergrundbeschallung laufen zu lassen. Solche Geschichten auf Albumlänge sind selten. Doch Touché Amoré ist mit „Stage Four“ ein solches Werk gelungen.

Jeremy Bolms Reqiuem an seine verstorbene Mutter ist die vielleicht tragischste Geschichte des Jahres. Sanfte Gitarren paaren sich mit der Wut und Verzweiflung des Sängers, dessen schonunglos offene und ehrliche Texte zu Tränen rühren. Nach dem finalen Epos „Skyscraper“ verspürt man aber schließlich nur noch eines – die Dankbarkeit, gesund im Leben stehen zu können.

Trade Wind - You make everything disappear

in Phänomen, das uns in den letzten Jahren immer öfter begegnet, ist die Gründung sogenannter „Supergroups“: Mitglieder verschiedener, erfolgreicher Bands tun sich zusammen und setzen gemeinsam ein neues Projekt um, dass die Fertigkeiten aller Mitglieder einen und den ultimativen Sound kreieren soll. Viel zu oft sind diese Vereinigungen aber eines: Hohe Erwartungen schürende Ansammlungen großer Stars, deren seelenlose Ergebnisse schnell wieder in der Versenkung verschwinden.

Das erste Album von Jesse Barnetts Nebenprojekt “Trade Wind” ist ein verzweifelter Schrei an eine verflossene Liebe. Wie ein letzter Hilferuf erklingen die zurückhaltend gestalteten Song über die Länge von 8 Tracks, und enden mit einem hoffnungslosen Resümee. Eine Platte, die an die schwersten Zeiten im Leben erinnert und dieses Gefühl musikalisch sowie textlich beeindruckend transportiert. Final möchte ich, wie angekündigt, noch ein paar weiteren Künstlern danken, die es knapp nicht in diese Liste geschafft haben:

Swain, für ihren phänomenal unterhaltenden Mix aus Punk und Grunge. Okta Logue, die mit ihrem bezaubernden Psych-Pop für mich das Potential haben, die deutschen Pink Floyd zu werden. Den Drawing Circles für eine unheimlich intensive und emotionale Platte, die nicht einmal ein Schlagzeug benötigt. Den 8kids für das hoffnungsvollste Debut des Jahres.