Mit der ersten Singleauskopplung schafften es Anti-Flag mich gänzlich zu verstören. „American Attraction“ arbeitet textlich wie immer fantastisch und ist als Einstieg einfach perfekt. Die in Melodie gefasste Antwort auf die Kriegserklärung Trumps an die Welt, mit „America First“ und dem angedrohten Atomschlag gegen Nordkorea. Soweit so gut. Warum also verstörend? Es ist die Art des Songs. Er ist ungewohnt langsam, härter. Dadurch verkehrt der Track eher im Hardrock als im Punk. Und die Band klingt dabei besser als je zuvor. Für so manchen Anti-Flag-Fan ein Schlag ins Gesicht. Für mich jedoch einer der besten Genrewechsel, den ich je gehört habe.
Man könnte meinen, dass der Punk, der darauf folgt enttäuschen könnte. Ganz im Gegenteil. „The Criminals“ ist diesmal eine Kriegserklärung von Anti-Flag gegen die Rassisten in der Welt, bis diese „6 Fuß unter der Erde“ sind. Instrumental ist das wieder astreiner Punkrock. Allerdings ist der Gesang melodischer als sonst. „When The Wall Falls“ ist musikalisch wieder absolut abstrus. Wie dereinst in „Turncoat“, starten die US-Amerikaner mit einem kleinen Chor, der ein bisschen trällert, bis die Instrumente einsetzen. Im Refrain eine merkwürdige Mischung aus Reggae und Punk, die aber trotzdem sofort ins Ohr geht und dort auch verharrt.
In „Liar“ feiert der aggressiv gebrüllte, übertrieben schnelle und impulsive Sound von älteren Songs wie „You Are Fired“ sein Comeback. Hier allerdings perfektioniert. Das Riff ist deutlich anspruchsvoller, man könnte auch sagen, es gibt ein erkennbares Leit-Riff. Wenn dieser Track nicht wenigstens mit dem Hintergedanken geschrieben wurde, live einen riesen Mosh- oder Circle Pit auszulösen, dann fress' ich einen Besen. Der Song ist einfach perfekt dafür.