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American Nightmare - s/t: Sicherheit geht vor

Nach 14 Jahren veröffentlichen American Nightmare wieder ein neues Album und denken gar nicht daran, dabei ihren Status in Frage zu stellen.

Dass American Nightmare ihre Comeback-Platte nach sich selbst benannt haben, erscheint beim Hören des Albums konsequent. Mehrere gerichtliche Auseinandersetzungen liegen hinter den Bostoner Hardcore-Veteranen, darunter eine, in der es um die Rechte am eigenen Bandnamen ging. Elf Jahre Pause haben das Quintett geprägt, und nach all dieser Zeit der Abstinenz scheint es wie ein Befreiungsschlag, sich wieder voll den eigenen Wurzeln zu widmen. Soll heißen: „American Nightmare“ klingt, als wären seine Erschaffer nie weg gewesen. Und so wütet sich die Band mit scharfen Geschützen wie in alten Zeiten kompromisslos durch knapp 20 Minuten Albumlänge, in der es kaum Momente für Verschnaufspausen gibt.

Natürlich gehört American Nightmares galant-aggressiver Hardcore-Punk-Mix der Marke Every Time I Die nach wie vor zu den stilsichereren der Szene. Die Kompositionen der Band lassen an Härte nicht vermissen und wirken trotzdem selten stumpf, weil sich das Quintett zwischen kurzen und schmerzvollen Einminütern auch gerne Songs über der Drei-Minuten-Grenze erlaubt, in denen Ideen ausgearbeitet und entwickelt werden. Das Quintett versteht seine Stärken auch nach der langen Abstinenz noch genau und brodelt so eine schnelle und finstere Gitarrenwand nach der nächsten aus. Belanglos werden die kaum, da die Band auch Mut zur instrumentalen Melodik und nicht nur zur rohen Gewalt entwickelt. Trotzdem: Wirkliche Markanz will „American Nightmare“ zu keinem Zeitpunkt erreichen. Das steht dem Werk wohl auch nicht als primäres Ziel zu Grunde, dennoch bleibt festzuhalten, dass Fans mit diesem Album zufrieden sein werden, Hardcore-Jünger auf der Suche einer wirklich spektakulären Platte mit dem aktuellen Clowns-Album aber besser bedient sind.

Fazit

5.6
Wertung

Nach so langer Zeit ist es toll zu sehen, dass American Nightmare nichts von ihrer Energie verloren haben. Ein bisschen mehr Revolution hätte es nach so langer Abstinenz dennoch sein dürfen.

Jakob Uhlig